Porträt Peter Englund: Neuer Juniorchef der Nobelpreisjury

Peter Englund, neuer "Chef" der Literaturnobelpreisjury, ist Teetrinker, backt leidenschaftlich gern, löffelt am liebsten seine selbst gemachte Fischsuppe und liebt Schlager aus den 50ern.

Peter Englund heißt der neue Mann, der künftig einmal im Jahr im Zentrum des Interesses der literarischen Welt stehen wird. Das ist stets am zweiten Donnerstag im Oktober der Fall. Dann öffnet sich um Punkt 13 Uhr in Stockholm eine weiße Tür, und Kameras und Mikrofone warten auf den Satz, mit dem der neue Literaturnobelpreisträger bekannt gegeben wird. Der bisherige Ständige Sekretär der Schwedischen Akademie, Horace Engdahl, gab am Samstag seinen Rücktritt bekannt und präsentierte den 51-jährigen Historiker und Schriftsteller als seinen Nachfolger.

Englund, jüngstes Akademiemitglied, hat nach eigener Interviewaussage "bis zuletzt Widerstand geleistet" und hält diesen ehrenvollen Auftrag "für nichts, zu dem man mir gratulieren sollte". "Das ist eher wie die Wehrpflicht, wie ein Mobilisierungsbefehl." Der militärische Jargon verweist deutlich auf Englunds Forschungsschwerpunkt. Er hat populärwissenschaftliche Bücher über die Zeit geschrieben, in der Schweden eine europäische Großmacht war. 1988 debütierte Englund noch vor seiner Doktorarbeit mit einem in mehrere Sprachen übersetzten Wälzer über die Schlacht in der Nähe des ukrainischen Poltawa. Von einer Trilogie über den Dreißigjährigen Krieg sind zwei Bände erschienen. Gegenwärtig steht sein neuestes Buch "212 kurze Kapitel über den Ersten Weltkrieg" auf Platz 1 der schwedischen Bestsellerliste.

Englund, der verheiratet ist und im Oktober zum vierten Mal Vater wurde, lernte Kinderkrankenpfleger, bevor er als Erster in seiner Familie eine Hochschulausbildung begann. Die Jungsozialisten, bei denen er als Jugendlicher aktiv war, schlossen ihn wegen seiner Mitgliedschaft in einer trotzkistischen Gruppe aus. Nach einer Zeit beim militärischen Geheimdienst war er in den Neunzigerjahren Geschichtsdozent an der Universität Uppsala und ab 2001 Professor für Erzähltechnik am Dramatischen Institut in Stockholm.

Seine Wahl könnte einen Richtungswechsel in der "Schwedischen Akademie" signalisieren. Dort hatte es offenbar zuletzt keine Mehrheit mehr für die Linie von Englunds Vorgänger Engdahl gegeben, die Bedrohung von Schriftstellern wie Roberto Saviano und Salman Rushdie ausschließlich als "polizeiliche Angelegenheit" zu sehen. Vor einer aktiveren Rolle der Akademie in aktuellen Debatten dürfte der neue "Sekretär", der Geduld und Ausdauer als seine positivsten Eigenschaften sieht, jedenfalls keine Scheu haben.

Angst vor dem eigenen Tod hat Englund, der sich auch mit Computerspielen entspannt, nicht: "Dafür bin ich zu fantasielos. Aber wenn meinen Kindern etwas passieren würde, da würde ich völlig durchdrehen."

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