Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Piraten werden bekämpft, Josef Ackermann ist angeblich beleidigt - und der Papst warnt vor Hass und Krieg.

FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küpersbusch: Nach der Erfindung des Baumeltanns im Vorjahr (mangels Christbaumständer hatten wir das Ding von einem Haken an der Decke abgehängt) - diesmal Nordmanntanne à la isländische Landesbank: Hinstellen, Kerzen, fertig. Das spart Stress, sieht amtlich-schlicht aus und, na ja, wenns sein muss: Schlecht daran war, es vorher jahrzehntelang aufwendiger versucht zu haben, vielleicht.

Was wird besser in dieser?

Der Abbau wird auch leichter.

Ihre Vorsätze fürs neue Jahr?

Es zu erleben.

Papst Benedikt XVI. hat in seiner Weihnachtsbotschaft vor Hass und Krieg gewarnt. Kann der sich mal was Neues einfallen lassen?

Na ja … wenn er vor Derivaten und US-Hypothekenfonds warnen würde, käme das ein bisschen spät.

Bischof Huber, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, hat den Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann kritisiert: Vorgaben wie seine seien eine Form des Götzendienstes, sagte der Geistliche. Ackermann ist jetzt beleidigt. Warum?

Noch experimentieren die modernen Glaubensgemeinschaften (Commerzbank, Opel) mit dem direkten Steuereinzug, den die Altsekten (Evangelische Kirche, FDP, NPD, ARD und ZDF) längst perfektioniert haben. Ackermanns Vorgabe, Renditen von nur 25 Prozent zu erwirtschaften, ist ein offener Angriff auf die Praxis Hubers: Wenn man nicht gerade stirbt, gebiert oder heiratet, steckt sich die Kirche die Kohle komplett ohne Gegenleistung weg, erzielt also Profitspannen bis zu 100 Prozent. Jesus ging in den Tempel und stieß die Tische der Geldwechsler um. Die Uraggression gegen Zusammenlegung von Filialen ging also nachweislich nicht von Ackermann aus.

Erfolgreicher Start in den Anti-Piraten-Einsatz: Nur zwei Tage nach Beginn ihrer Präsenz mit EU-Mandat am Horn von Afrika haben deutsche Marinesoldaten einen Angriff schwerbewaffneter Seeräuber auf einen ägyptischen Frachter gestoppt. Mission erfüllt?

Ja. Als nächsten Zug zur Verpopstarung der Armee schlage ich Filmförderung vor. Also etwa Franz Josef Jung als "Mobbing Dick" oder "Die Abenteuer des Versorgungstrawlers Holstein - Meuterei wegen Bounty". Mittelfristig geht es, wie stets, um den Einsatz der Bundeswehr im Inneren, also etwa im Inneren von "Piraten der Karibik" und dem ZDF-Traumschiff.

Der Haftbefehl gegen das Ehepaar, das im Verdacht stand, den Passauer Polizeichef Mannichl verletzt zu haben, wurde wieder aufgehoben. Und nun?

Ermitteln. Was denn sonst?

Nach dem Attentat nennt die Deutsche Polizeigewerkschaft das Internet den "größten Tatort der Welt". Realistisch?

Reißerisch. Früher hatten Hetze, Aufforderung und Absprache zu Verbrechen keinen so scheinbar definierbaren, gemeinsamen Ort.

Blicken wir nach vorn. Wieso gibt es eigentlich in einem weitgehend säkularen Staat ein Dreikönigstreffen - und dann auch noch von der FDP?

Die FDP möchte auch mal aus schierer Freude an ihrem Dasein - eine Lust, die sie oft allein ertragen muss - in den Medien vorkommen. Dazu taugt die nachrichtenschwache Weihnachtspause. Baden-Württemberg wird gern als "liberales Stammland" angeführt, als die deutsche Gegend, in der der Liberalismus mal in die Nähe von Mehrheiten kam. So trifft man sich im "Stuttgarter Staatstheater". Das hätte ich auch nicht schöner sagen können.

Zoff um das zweite Konjunkturpaket der Bundesregierung. Alle wollen das Geld. Wer sollte es bekommen?

Ich.

Die USA werden das Gefängnis auf Guantánamo schließen. Sollte Deutschland dann Insassen aufnehmen?

Wenn es hilft: Ja, und als tätige Reue für das Versagen gegenüber Herrn Kurnaz.

Die Unterhaltungselektronikbranche sagt, sie sei mit Weihnachtsgeschäft zufrieden. Doch keine Krise im Geldbeutel?

Es erinnert an den Trickfilmstandard, wo Tom und Jerry oder Speedy Gonzalez oder sonst ein Warner-Brothers-Held noch fünfzig Meter über dem Abgrund, Wasserfall, Canyon weiter durch die Luft läuft, bevor er es bemerkt. Vielleicht ist ja auch der Abgrund eine Täuschung. Jedenfalls bleibt die abwartende Haltung der Bundesregierung nachvollziehbar.

Hickhack um Lukas Podolski. Mal heißt es, er wechselt zurück nach Köln, dann wird sofort alles dementiert. Was wäre das Beste für Poldi?

Hochdeutsch.

Und was macht Borussia Dortmund?

Gerüchtehalber holen wir den chilenischen Torschützenkönig Lucas Barrios, kandidieren hinter Werder aber auch noch als Auffangstation für Podolski, verurteilen Buckley zu den Amateuren, verkaufen Klimowicz an Bochum. Ist es Alzheimer oder Weisheit, dass ich mir jede Saison weniger Namen merke?

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