Hessische Landtagswahl online: Wahlkampfgetöse im Web

Ohne Wahlkampf im Internet geht es heute auch bei der hessischen Landtagswahl nicht mehr. Doch allein das Wie trennt die Parteien noch immer – nur auf YouTube sind alle.

Nur 'ne Webseite reicht nicht mehr. Bild: screenshots schaefer-guembel.de; roland-koch.de; tarek-al-wazir.de; fdphessen.de

Thorsten Schäfer-Gümbel ist einfach überall: Egal, ob mit Video auf YouTube oder als potenzieller Freund im sozialen Netzwerk StudiVZ – TSG ist präsent. Kaum zwei Monate ist es her, dass Schäfer-Gümbel als SPD-Spitzenkandidat für Hessen vorgestellt worden ist. Es war nicht viel Zeit bis zur Landtagswahl. Daher verwundert es nicht, dass er alle Register zieht, um sich bekannt zu machen. Zumindest im Internet ist ihm das gelungen.

Mehr als 50.000 Mal ist ein Video von Schäfer-Gümbel auf der Plattform YouTube seit Anfang Dezember angeklickt worden, was jedoch auch daran liegen dürfte, dass Medien wie Spiegel Online und taz.de darüber berichteten. Die SPD hat für ihren Spitzenkandidaten einen eigenen Kanal eingerichtet. Aber die Eigenwerbung auf YouTube kann Probleme mit sich bringen: Unter den ähnlichen Videos, die die Seite zum TSG-Video vorschlägt, findet sich beispielsweise der „Schäfer-Gümbel-Song“ – eine Parodie auf den Kandidaten.

Auch die CDU hat einen eigenen YouTube-Kanal: WebCamp09TV. Das passt zum Internetauftritt webcamp09.de, einer Wahlkampfinitiative der Jungen Union. Immerhin übertrugen die Konservativen ihren Wahlkampfauftakt mit Roland Koch in Kelkheim live im Netz. Die Videos von „RoKo“ beim ersten Aufhängen von Wahlplakaten stoßen jedoch nicht auf so großes Interesse. Dafür können Fans sich ein Video von nahezu jedem Mitglied des WebCamp09 anschauen.

Eines fällt ins Auge: Die Trennlinien zwischen dem bürgerlichen und dem linken Parteienlager werden auch ins Netz transportiert. Roland Koch und FDP-Kandidat Jörg-Uwe Hahn haben einen biederen, sprich konservativen, Internet-Auftritt. Seriöse Fotos mit Jackett und klassische Meldungen über die Kandidaten werden höchstens durch ein paar Videos ergänzt. Anders hingegen Schäfer-Gümbel und der grüne Spitzenkandidat Tarek Al-Wazir. Beide nutzen die Möglichkeiten des sogenannten Web 2.0 immer mehr. Seit Anfang des Jahres ist TSG sogar auf dem Kurznachrichtenportal Twitter zu finden. Nach vier Tagen hatte er dort immerhin schon über 800 Leser. Zum Vergleich: Die taz hat auf Twitter mittlerweile knapp über 1.200 Leser.

Der rote und der grüne Kandidat haben beide auch ein Profil beim sozialen Netzwerk Facebook, bei dem weltweit über 140 Millionen Menschen registriert sind. TSG hat fast 500 Unterstützer zusammen, bei Al-Wazir sind es knapp 250, darunter allerdings auch Grüne wie der Parteivorsitzende Cem Özdemir. Während Al-Wazir sein Profil hauptsächlich nutzt, um politische Botschaften und Termine unter das Volk zu bringen, menschelt es bei TSG: Jeder Facebook-Nutzer kann sehen, dass Schäfer-Gümbel Xavier Naidoo, James Bond und „Das Sakrileg“ mag.

Wahlkampf im Internet steckt hierzulande noch in den Anfängen. Die Kampagnen der Hessenwahlkämpfer sind kein Vergleich zur viel größeren US-Wahl. Doch gerade jüngere Menschen sprechen die neuen Konzepte möglicherweise mehr an als Plakate und Informationsstände. Allzu weit gehen die Politiker aber noch nicht: Befreundet sind Schäfer-Gümbel und Al-Wazir auf Facebook bisher jedenfalls nicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.