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Archiv-Artikel

KIRSTEN REINHARDT ÜBER DAS „WORT DES JAHRES 2009“ Beat it!

Wenn das Jahr zu Ende geht und uns die Rückblicke, die über Bildschirme flimmern und sich auf Zeitungsseiten breitmachen, zu nerven beginnen, dann ist es bald Zeit zur Verkündung des Wortes. Aber nicht vom Wort Gottes ist hier die Rede – wen interessiert in der Weihnachtszeit schon die Kirche. Nein, es geht um das „Wort des Jahres“, das jetzt unter großer medialer Aufmerksamkeit von der Gesellschaft für deutschen Sprache (GfdS) gekürt wurde.

Moment, werden Sie vielleicht denken – „Abwrackpämie“? Diese Radfahrer und Fußgänger diskriminierende, ökologisch fragwürdige und überhaupt umstrittene Maßnahme der Bundesregierung zur Förderung der deutschen Automobilindustrie in Zeiten der Krise? Ist das nicht eher ein Kandidat für das „Unwort des Jahres“?

Das „Unwort des Jahres“, eine Art Anti-„Wort des Jahres“, wird immer im Januar von einem Institut der Universität Frankfurt ausgewählt. So ein sprachlicher Missgriff muss „sachlich grob unangemessen“ sein und „möglicherweise die Menschenwürde verletzen“: Wie zum Beispiel die „Herdprämie“ im Jahr 2007 und die „notleidenden Banken“ 2008.

Aber genau das tat ja die Abwrackprämie – oder Umweltprämie, wie sie offiziell heißt. Die finanzielle Unterstützung für den Kauf eines Neuwagens kam allein Autobesitzern zugute; und es wurden den gesunden Menschenverstand verletzend lächerliche Bedingungen an die CO2-Emission dieses Neuwagens geknüpft. Eine Unart, das. Und ein „Unwort“.

Kandidaten für das eigentlich unkritische „Wort des Jahres“ sind Begriffe, die „die öffentliche Diskussion besonders bestimmt haben“ – so schreibt es die GfdS auf ihrer Website. Wenn nicht „Abwrackprämie“, was wäre dann ein geeignetes Wort für das Jahr 2009 gewesen? Eines, das charakteristisch ist, das wirklich etwas Großes fasste? Obama vielleicht. Oder noch besser: Michael Jackson.

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