piwik no script img

Falscher RechenschaftsberichtNPD vor Finanzkollaps

Wegen eines falschen Rechenschaftsberichts sollen die Rechtsextremen eine Millionenstrafe zahlen. Die Partei klagt gegen die Entscheidung.

Die NPD scheint am Boden der Tatsachen angekommen zu sein. Bild: ap

BERLIN taz Zwei Tage vor dem Bundesparteitag der NPD hat sich die ohnehin prekäre Finanzlage der Rechtsextremen verschärft. Wegen Fehlern im Rechenschaftsbericht 2007 müsse die Partei 2,2 Millionen Euro Strafe zahlen und weitere 300.000 Euro Staatsgelder abschreiben, erklärte die Bundestagsverwaltung am Donnerstag.

Angesichts der NPD-Finanzkrise muss Parteichef Udo Voigt am Samstag auf dem Sonderparteitag in Berlin um seine Wiederwahl fürchten. Voigt wird in dem seit Wochen andauernden Machtkampf intern eine große Mitschuld an dem Finanzdesaster gegeben. Gegen den Parteichef tritt der NPD-Fraktionschef im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs, an.

Den Strafbescheid hat die Partei erwartet. Der NPD-Bundesschatzmeister Stefan Köster hatte selbst bei der Bundestagsverwaltung Ungenauigkeiten beim Rechenschaftsbericht angegeben. Die Höhe der Strafzahlung dürfte die Parteiführung aber überrascht haben. Denn die Verwaltung entdeckte in dem Rechenschaftsbericht nicht nur falsch ausgewiesene staatliche Mittel. Auch die Voraussage der möglichen Entwicklung des Parteivermögens sei fehlerhaft. Bei Unrichtigkeiten im Rechenschaftsbericht ist nach dem Parteiengesetz eine finanzielle Sanktion in doppelter Höhe des Betrags möglich, der sich aufgrund der korrigierten Angaben ergibt. Konkret fordert die Verwaltung von der NPD 2.504.799,10 Euro. Da die Verwaltung bereits Abschlagzahlungen von 304.832,49 Euro einbehielt, stehen nun noch 2.199.966,61 Euro aus. Bis zum 1. Mai will die Bundestagsverwaltung den Restbetrag haben. Schon als im März die mögliche Rückzahlungsforderung bekannt wurde, erklärte Voigt: "Mag das System pleitegehen, die NPD nicht."

Ausgerechnet das Grundgesetz, das die Partei verachtet, kann sie retten. "Die NPD kann sich als nicht verbotene Partei auf den gleichen Auftrag des Grundgesetzes berufen wie CDU oder SPD", erklärt Voigt. Dort ist festgeschrieben, dass jeder Partei die staatlichen Mittel gestellt werden müssen, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Am Donnerstag erklärte die Bundestagsverwaltung auch, dass eine Vereinbarung mit der Partei über einen Stundungs- und Tilgungsplan grundsätzlich möglich sei. Der Sprecher der Bundestagsverwaltung, Christian Hoose, hatte zuletzt der taz bestätigt: "Wenn ein seriöser Stundungsplan vorgelegt wird, der die Tilgung von Schulden realistisch aufzeigt, könnten wir uns darauf einlassen." Nach der Bundestagswahl 1972 musste die NPD 1,9 Millionen Mark zu viel erhaltener Vorschüsse zurückzahlen. Ratenzahlungen sicherten damals das Überleben der Partei.

Sollte die Partei nun bei der Bundestagsverwaltung einen seriösen Tilgungsplan vorlegen, könnte die NPD ihren Bankrott verhindern. Im Wahljahr 2009 hat die NPD dann allerdings wenig finanzielles Potenzial. Die Kassen sind leer, obwohl die Partei 2007 alleine 1,45 Millionen Euro Steuergelder erhalten hat. Die NPD finanziert sich zu 40 Prozent aus Mitteln des Staates. Die Strafzahlung dürfte auch die Mitarbeit der "Freien Kameradschaften" belasten. Vertraglich ließen sie sich in der Vergangenheit zusichern, Geld für ihre Wahlkampfhilfe zu erhalten.

Gegen die Einbehaltung von Raten der Bundestagsverwaltung hat die NPD bereits Klage eingereicht. Am Freitag entscheidet das Berliner Verwaltungsgericht. Scheitert die NPD vor Gericht, sagt NPD-Bundessprecher Klaus Beier, müssten bei den Landtagswahlen die Landesverbände alleine die Wahlkampfkosten decken.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

26 Kommentare

 / 
  • R
    Rolf

    Ist doch schön... da überstehen die braunen Brüder (und Schwestern) das Verbotsverfahren in Karlsruhe und legen sich nun selbst rein.

     

    Aber wenn die NPD Pleite geht, sind ihre Anhänger immer noch da. Wer weiß, was dann wird. So oder so wird das Problem Rechtsextremismus fortbestehen.

  • JS
    Jack Salinger

    Man kann sagen, was man will, aber die NPD folgt streng ihren Vorbildern. Hitler war nach zweiten Weltkrieg auch pleite und mit ihm das deutsche Volk. Anscheinend gibts ja nun nen Marshall-Plan für Neonazis. Wär ja auch noch schöner, wenn die grössten Deppen Deutschlands nicht mehr an die Wiederauferstehung des Dritten Reichs glauben dürften.

  • V
    vic

    Nun ja, zu blöd zu rechnen waren sie schon in den 90`er Jahren. Und wenn sie schon nicht wegen ihrer ekelhaften und verfassungsfeindlicher Umtriebe verschwinden, dann eben so. Sei´s drum.

  • AB
    andrea berger

    schon komisch das ganze... das es die npd trifft ist nicht weiter tragisch... aber was ist, wenn sich der staat auf diese weise zukünftig aller "unbequemen" parteien entledigt?

  • M
    MüllsortiererIn

    Nun Holger Birne, schon Al Capone wurde von der Steuerfahndung erledigt, warum sollte man dieses Schicksal nicht dem halbseidenen deutschen Nazi-Milieu gönnen (ohne jetzt der Unterwelt Chicagos zu nahe treten zu wollen...)? Aber mich wundert, dass erst kürzlich Andreas Speit in dieser Zeitung überzeugend dargestellt hat, dass Parteien eigentlich nicht pleite gehen können, sondern für diesen Fall eine Haftung des Bundes vorgesehen ist (vgl. CDU Hessen). Darüber hätte man hier jetzt gerne noch etwas gelesen...

  • S
    Solsa

    Seltsam... diese plötzliche Attacke gegen NPD und Rechtsextremiste. Da hat man jahrelang versucht etwas zu unternehmen und ist bei der Politik auf taube Ohren gestoßen und nun plötzlich so viele Aktionen auf einmal. Irgend etwas stimmt da nicht...

  • T
    Tobbe

    Liebe Taz, setzt doch das "abgestraft" in Anführungszeichen, wenn ihr den Neo-Nazi-Jargon hier ironisch einsetzt.

  • HB
    Holger Birne

    Man möchte der NPD wünschen, dass sie wegen ihrer "Ideologie" auf die Schnauze fällt, nicht wegen ihres Rechenschaftsberichts.

  • MD
    mann der tat nicht der worte

    Ihr regt euch über den rechtextremismuss auf aber schaut doch mal auf die die an der macht sind... die stört das nicht mal so locker 500 millionen € dem ausland zu geben was vor über 60 jahren passiert ist und dem volk wieder mit leeren versprechungen kommt !!!!

  • R
    Rolf

    Ist doch schön... da überstehen die braunen Brüder (und Schwestern) das Verbotsverfahren in Karlsruhe und legen sich nun selbst rein.

     

    Aber wenn die NPD Pleite geht, sind ihre Anhänger immer noch da. Wer weiß, was dann wird. So oder so wird das Problem Rechtsextremismus fortbestehen.

  • JS
    Jack Salinger

    Man kann sagen, was man will, aber die NPD folgt streng ihren Vorbildern. Hitler war nach zweiten Weltkrieg auch pleite und mit ihm das deutsche Volk. Anscheinend gibts ja nun nen Marshall-Plan für Neonazis. Wär ja auch noch schöner, wenn die grössten Deppen Deutschlands nicht mehr an die Wiederauferstehung des Dritten Reichs glauben dürften.

  • V
    vic

    Nun ja, zu blöd zu rechnen waren sie schon in den 90`er Jahren. Und wenn sie schon nicht wegen ihrer ekelhaften und verfassungsfeindlicher Umtriebe verschwinden, dann eben so. Sei´s drum.

  • AB
    andrea berger

    schon komisch das ganze... das es die npd trifft ist nicht weiter tragisch... aber was ist, wenn sich der staat auf diese weise zukünftig aller "unbequemen" parteien entledigt?

  • M
    MüllsortiererIn

    Nun Holger Birne, schon Al Capone wurde von der Steuerfahndung erledigt, warum sollte man dieses Schicksal nicht dem halbseidenen deutschen Nazi-Milieu gönnen (ohne jetzt der Unterwelt Chicagos zu nahe treten zu wollen...)? Aber mich wundert, dass erst kürzlich Andreas Speit in dieser Zeitung überzeugend dargestellt hat, dass Parteien eigentlich nicht pleite gehen können, sondern für diesen Fall eine Haftung des Bundes vorgesehen ist (vgl. CDU Hessen). Darüber hätte man hier jetzt gerne noch etwas gelesen...

  • S
    Solsa

    Seltsam... diese plötzliche Attacke gegen NPD und Rechtsextremiste. Da hat man jahrelang versucht etwas zu unternehmen und ist bei der Politik auf taube Ohren gestoßen und nun plötzlich so viele Aktionen auf einmal. Irgend etwas stimmt da nicht...

  • T
    Tobbe

    Liebe Taz, setzt doch das "abgestraft" in Anführungszeichen, wenn ihr den Neo-Nazi-Jargon hier ironisch einsetzt.

  • HB
    Holger Birne

    Man möchte der NPD wünschen, dass sie wegen ihrer "Ideologie" auf die Schnauze fällt, nicht wegen ihres Rechenschaftsberichts.

  • MD
    mann der tat nicht der worte

    Ihr regt euch über den rechtextremismuss auf aber schaut doch mal auf die die an der macht sind... die stört das nicht mal so locker 500 millionen € dem ausland zu geben was vor über 60 jahren passiert ist und dem volk wieder mit leeren versprechungen kommt !!!!

  • R
    Rolf

    Ist doch schön... da überstehen die braunen Brüder (und Schwestern) das Verbotsverfahren in Karlsruhe und legen sich nun selbst rein.

     

    Aber wenn die NPD Pleite geht, sind ihre Anhänger immer noch da. Wer weiß, was dann wird. So oder so wird das Problem Rechtsextremismus fortbestehen.

  • JS
    Jack Salinger

    Man kann sagen, was man will, aber die NPD folgt streng ihren Vorbildern. Hitler war nach zweiten Weltkrieg auch pleite und mit ihm das deutsche Volk. Anscheinend gibts ja nun nen Marshall-Plan für Neonazis. Wär ja auch noch schöner, wenn die grössten Deppen Deutschlands nicht mehr an die Wiederauferstehung des Dritten Reichs glauben dürften.

  • V
    vic

    Nun ja, zu blöd zu rechnen waren sie schon in den 90`er Jahren. Und wenn sie schon nicht wegen ihrer ekelhaften und verfassungsfeindlicher Umtriebe verschwinden, dann eben so. Sei´s drum.

  • AB
    andrea berger

    schon komisch das ganze... das es die npd trifft ist nicht weiter tragisch... aber was ist, wenn sich der staat auf diese weise zukünftig aller "unbequemen" parteien entledigt?

  • M
    MüllsortiererIn

    Nun Holger Birne, schon Al Capone wurde von der Steuerfahndung erledigt, warum sollte man dieses Schicksal nicht dem halbseidenen deutschen Nazi-Milieu gönnen (ohne jetzt der Unterwelt Chicagos zu nahe treten zu wollen...)? Aber mich wundert, dass erst kürzlich Andreas Speit in dieser Zeitung überzeugend dargestellt hat, dass Parteien eigentlich nicht pleite gehen können, sondern für diesen Fall eine Haftung des Bundes vorgesehen ist (vgl. CDU Hessen). Darüber hätte man hier jetzt gerne noch etwas gelesen...

  • S
    Solsa

    Seltsam... diese plötzliche Attacke gegen NPD und Rechtsextremiste. Da hat man jahrelang versucht etwas zu unternehmen und ist bei der Politik auf taube Ohren gestoßen und nun plötzlich so viele Aktionen auf einmal. Irgend etwas stimmt da nicht...

  • T
    Tobbe

    Liebe Taz, setzt doch das "abgestraft" in Anführungszeichen, wenn ihr den Neo-Nazi-Jargon hier ironisch einsetzt.

  • HB
    Holger Birne

    Man möchte der NPD wünschen, dass sie wegen ihrer "Ideologie" auf die Schnauze fällt, nicht wegen ihres Rechenschaftsberichts.