: Tumult für Tamm
Waffen für das Empfangsgeschoss: Kunstschaffende kritisieren Konzeption des Museums im Kaispeicher B und fordern Diskussion über Grundhaltung des Sammlers
Zu tumultartigen Szenen ist es am Dienstag im Rahmen einer Diskussion über das Schifffahrtsmuseum Peter Tamms gekommen. Anlass des Eklats im Rahmen des Kulturforums der SPD war unter anderem das Geschichtsbild von Tamm-Geschäftsführerin Russalka Nikolov: Deren Thesen wie „Marinepropaganda-Gemälde müssen ausgestellt werden, weil sie Dokumente der damaligen Zeit sind“, ließen erneut auf das Fehlen jeder professionellen Distanz zum Gegenstand schließen.
Den Widerspruch des Kunsthaus-Leiters Claus Mewes provozierte zudem Tamms Plan, das Empfangs-Geschoss des zehnstöckigen Kaispeichers B komplett mit Waffen zu bestücken. „Der Eingangsbereich sagt viel über die Tendenz des Museums aus. Denn hier wird der Besucher eingestimmt auf das, was folgt“, so Mewes.
Und wenn Nikolov auch beteuerte, die Waffensammlung Tamms weise ihn als erklärten Pazifisten aus, vermochte außer Ex-Kulturstaatsrat Hinnerk Behlmer (SPD) niemand diesen gedanklichen Windungen zu folgen. „Die Persönlichkeit des Sammlers hat in einem solchen Museum vorzukommen“, forderte vielmehr Kunsthistorikerin Marina Schneede. „Zur Sammlung Flick gab es ja auch eine breite öffentliche Diskussion.“
Doch über all dies – wie auch über das kritische Büchlein „Tamm-Tamm“ – mochte an diesem Abend keiner der SPD-Granden reden, hatte man doch damals eifrig mitgewerkelt an jenem Deal, der Tamm, wenn er nur den Kaispeicher B restauriere, in puncto Museumsbestückung freie Hand ließ. Außerdem, so Behlmer, könne in einem maritimen Museum nicht die Geschichte Peter Tamms aufgearbeitet werden.
Das täte aber vielleicht not. Denn den Vorwurf, der Ex-Springerchef hege eine kriegsfreundliche Grundhaltung und sei Eigner mehrerer rechtslastiger Verlage, konnte auch Nikolov gestern nicht entkräften. Aber das muss sie auch nicht: Im Windschatten der gesamten Politikerriege ist gut segeln. Wenn da nur nicht jene lästigen Hamburger Künstler wären, die durch ihre Politiker-Informations-Aktion potenzielle Sponsoren vergraulten. Denn die fehlenden acht Millionen Euro, die Tamms Stiftung zur Finanzierung der Betriebskosten braucht, die hätte Nikolov schon gern noch eingeworben. Petra Schellen