Gemais-Verbot: Brandenburg feiert

Regierung, Bauernverband und Gentechnik-Gegner in Brandenburg begrüßen das bundesweite Verbot von Genmais. Nur die betroffenen Landwirte sind wenig begeistert.

Kolbenfresser können künftig wieder sicher sein: Was wie Mais aussieht, ist auch Mais Bild: AP

Das Verbot der Genmais-Sorte Monsanto 810 ist in Brandenburg mit Erleichterung aufgenommen worden. Sowohl das Landwirtschaftsministerium, der Bauernverband als auch Brandenburger Aktivisten begrüßten die Entscheidung. "Es ist ein toller Erfolg für die Gentechnikgegner", sagte Thomas Janoschka vom Aktionsbündnis Gentechnik Barnim. Das Verbot sei vor allem durch öffentlichen Druck zustande gekommen, dieser dürfe nun nicht nachlassen.

Brandenburg ist mit nahezu der Hälfte der Anbaufläche das bundesweit größte Terrain für Genmais. Auf 1.500 Hektar säten bisher 16 Bauern die Maissorte MON 810 aus, die Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) am Dienstag verbot. Aigner verwies auf "berechtigte" Vermutungen, dass der Mais des US-Konzerns Monsanto eine Gefahr für die Umwelt ist.

Für den einzelnen Betroffenen bringe das Verbot sicherlich Nachteile mit sich, sagte Bernhard Remde, Abteilungsleiter Verbraucherschutz im Potsdamer Landwirtschaftsministerium. Für die gesamte Wirtschaft des Landes habe das Verbot aber lediglich marginale Folgen: "Wir freuen uns, dass es nun eine Entscheidung gibt."

Auch der Landesbauernverband Brandenburg begrüßte, dass eine Entscheidung gefallen ist. "Wir sind nicht unbedingt gegen den gentechnisch veränderten Mais, wir sind neutral - aber wir waren immer für eine klare Linie", sagte Karsten Lorenz, Verbandsreferent für Acker- und Pflanzenbau. Er hätte sich den Beschluss zu einem früheren Zeitpunkt gewünscht - die Landwirte, die aussäen wollten, stünden in den Startlöchern und hätten das Saatgut größtenteils bereits gekauft.

Einer von ihnen ist Landwirt Jörg Eickmann aus dem Kreis Oberhavel. Er verhehlte seinen Ärger nicht. "Dieses Anbauverbot ist totaler Quatsch", sagte er der taz. "Es wäre notwendig, dass wir diesen Mais weiter anbauen, er ist gesund." Er war bereit, die Felder zu bestellen. Nun muss er die Ware zurückgeben. "Ich glaube nicht, dass wir Probleme haben, unser Geld wiederzubekommen", sagte er. "In anderen europäischen Ländern reißen sie sich doch darum." Eickmann will statt Mais auf den nun freien Flächen Raps anbauen.

Ihren Ärger sollten Bauern wie Eickmann gegen Monsanto richten, riet Jutta Sundermann vom Bündnis "Gendreck weg!". Schließlich sei die Firma Verursacherin des Schadens. Das Verbot geht Sundermann hingegen nicht weit genug. "Es reicht nicht, dass der Anbau einer Genmaissorte verboten wird." Auch sogenannte Freisetzungsversuche mit genetisch verändertem Mais und anderen Pflanzen müssten unterbunden werden.

Diese können nach Angaben des Aktionsbündnisses für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in Berlin und Brandenburg auch in diesem Jahr starten. Genehmigt seien der Anbau von transgenem Mais in Neutrebbin und von gentechnisch veränderten Kartoffeln in Falkenberg/Elster. Zudem sei ein Versuch mit einer weiteren gentechnisch veränderten Maissorte beantragt.

"Die Genindustrie wird nicht lockerlassen", fürchtet auch Walter Haefeker vom Verband der Berufsimker. Vor allem Genraps, der bereits versuchsweise in Mecklenburg-Vorpommern angebaut werde, sei gefährlich. Gleichwohl sei die Neuregelung für Imker derzeit optimal.

GRIT WEIRAUCH, KRISTINA PEZZEI

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.