: „Es geht ihm um Menschlichkeit“
betr.: „Jeder sollte Israel kritisieren“, Interview mit Gideon Levy, taz vom 1. 11. 05
Levys Äußerungen passen sicher ins Bild der vielen Israelkritiker, die solche Dinge wie er nie sagen dürften, ohne sich dem Verdacht des Antisemitismus auszusetzen. Dafür spricht seine beschränkte Nabelschau, wenn er meint zu wissen, dass Israel eines der „brutalsten Besatzungsregimes der Welt“ sei. Aber es ändert nichts daran, dass Herr Levy die Palästinenser und dazu auch noch die israelischen Araber als reinste Opfer erscheinen lässt.
Warum meint er eigentlich, nur die Israelis können das Leben dieser Menschen verbessern? Warum können sie nicht selbst etwas tun? Alle Symbole von Abbas’ Souveränität sind zerstört? Wo sind denn seine ernst gemeinten Äußerungen gegen den Terror, Entwaffnungsversuche der radikalen Gruppen, Aufarbeitung der Korruption in den Gebieten? Herr Levy redet vom Hass der Palästinenser, als wären sie erst durch die israelische Besatzung darauf gekommen. Es wäre wirklich sehr einfach, wenn er Recht hätte. Es geht den Palästinensern aber leider nicht nur um einen eigenen Staat, um ein besseres Leben. Wenn es so wäre, hätten sie das längst. Sie träumen noch immer davon, die Juden zu vertreiben, wie in ihren Fernsehpredigten zu hören ist (siehe Palestinia Media watch).
Und was ist eigentlich mit ihren arabischen Brüdern, die sie 1973 aus Jordanien mit einem Massaker vertrieben haben, aus dem Libanon, aus Saudi-Arabien? Die sie heute noch in Lagern halten, wie es mit keinem Volk der Welt so gehandhabt wird? Wo ist hier jemals eine Anklage zu hören, ein kleine Ahnung von Verantwortung angedeutet? Das tut eben ein in Deutschland so gern interviewter Israeli nicht. MAYA ZEHDEN, Berlin
Ich möchte mich im Namen vieler bedanken, dass Sie das Interview mit Gideon Levy von der israelischen Zeitung Ha’aretz brachten. Es ist dringend nötig, solch eine Stimme aus Israel bei uns hier zu hören, wo jede Kritik an Israels verantwortungsloser Regierungspolitik gleich mit der Antisemitismuskeule beantwortet wird.
Er ist einer von denen, denen von gewissen Kreisen nun sicher Selbsthass vorgeworfen wird. Doch nicht Selbsthass treibt ihn, sondern die Sorge um sein Land, sein jüdisches Volk, ja, um alle Menschen in Israel/Palästina. Es geht ihm letztlich um Menschlichkeit. Es gibt noch mehr solche Stimmen in Israel – lassen Sie uns noch mehr von ihnen hören, damit unser durch die Medien recht einseitiges Bild über den Nahostkonflikt zurechtgerückt wird und Europa vielleicht endlich eine verantwortlichere Rolle beim Lösen des Nahostkonfliktes spielt. ELLEN ROHLFS, Leer