Besuch von US-Präsident Obama: Planespotting in Dresden

Nach der aufgeregten Debatte um sein Besuchsprogramm in Deutschland behandelt US-Präsident Obama die deutsche Kanzlerin Merkel bei seiner Visite betont freundlich.

Harmonie pur in Dresden und von angeblichen diplomatischen Verstimmungen keine Spur. Bild: ap

Es war der Tag der Wegelagerer. Schon am Vorabend zertrampelten Schaulustige die Felder und Wiesen rings um den Dresdener Flughafen, weil sie einen Blick auf die landende Air Force One erhaschen wollten. Vormittags wanderte dann der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich etwas ziellos hinter dem Dresdener Residenzschloss herum, weil er die Zeit zwischen seinen zwei Fototerminen mit dem US-Präsidenten herumbringen musste.

Erst dann erschien die prominenteste Planespotterin. Auch Angela Merkel hatte sich ins Besuchsprogramm Barack Obamas eher hineingedrängt, als dass sie gebeten worden wäre. Eine gute Stunde Gespräch im Grünen Gewölbe, anschließend eine ausführliche Pressekonferenz. Sogar den gemeinsamen Besuch der Dresdener Frauenkirche, auf den sie so sehr gedrängt hatte, bekam Merkel am Ende noch. Angesichts einer aufgeregten deutschen Debatte um Obamas Besuchsprogramm blieb dem Präsidenten gar nichts anderes übrig, als die deutsche Regierungschefin demonstrativ freundlich zu behandeln.

Dabei hatte die Reiseplanung des Amerikaners mit Merkel wenig zu tun, weder im Positiven noch im Negativen. Die Idee war so einfach wie bestechend: Am Donnerstag in Kairo die Rede an die Muslime, am Freitag der Besuch in Buchenwald als Geste an Israel und die Juden in aller Welt, an diesem Samstag die Jubiläumsfeier in der Normandie - als Hinweis, dass das beherzte Eingreifen der Amerikaner vor 65 Jahren schon einmal eine ganze Weltregion zu Frieden und Wohlstand geführt hat.

Auch ein Präsident muss allerdings schlafen, und damit begannen die Missverständnisse. Hätte er etwa in der "Führersuite" des Weimarer Hotels Elephant nächtigen sollen, der einzig vorzeigbaren Herberge in der Umgebung Buchenwalds? Also blieb nur Dresden, die nächstgelegene Stadt mit Flughafen und ausreichenden Hotelkapazitäten. "Ich versuche, von einem Ort zum anderen zu kommen", sagte Obama in Dresden zu den Spekulationen. Auch in Paris sah das Besuchsprogramm nur eine Übernachtung vor, kein Treffen mit dem französischen Präsidenten in dessen Hauptstadt.

Lieber redete Obama über die großen Themen seiner Reise, den Nahostkonflikt und den Besuch in Buchenwald. Er könne Israelis und Palästinenser nur an den Verhandlungstisch bringen, suchte der Präsident allzu hohe Erwartungen zu dämpfen. "Die Vereinigten Staaten können das Problem nicht lösen."

Persönlicher als zuvor berichtete er über den Bruder seiner Großmutter, der an der Befreiung des zu Buchenwald gehörenden Außenlagers Ohrdruf beteiligt war. Für diesen sehr jungen Mann war der Schock so groß, dass er nach der Rückkehr "nur sehr schwer ins zivile Leben zurückgefunden hat", sagte Obama.

Merkel pflichtete in der Nahostfrage zwar eifrig bei und betonte die Verantwortung für Israel als "deutsche Staatsräson". Trotzdem erweckten Deutschlands Politiker mit ihren Rangeleien um möglichst schöne Wahlkampfbilder nicht den Eindruck, als seien ihnen Obamas weltpolitische Initiativen ein ernstes Anliegen. Der "wohlwollende Imperialismus", von dem die Bush-Regierung nur geredet hat und den Obama nun zu praktizieren sucht, ist dem nationalstaatlichen Denken der Europäer offenbar fremd.

Außenminister und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier, der sich Hoffnungen auf einen eigenen Gesprächstermin mit Obama gemacht hatte, mochte als Statist in Merkels Gefolge dann doch nicht nach Dresden fahren. Die Kanzlerin aber bekam schließlich die ersehnte Geste: Am Ende der Pressekonferenz, nach dem Abtritt vom Podium, legte ihr Obama ganz kurz den Arm auf die Schulter.

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