ARD-Krimi "Der tätowierte Torso": Der Freak mit der Säge

Ermittlerin Huss jagt im Kopenhagener Rotlichtmilieu einen Psychopaten, der mit einer Flex furchtbare Bluttaten anrichtet. Leider wird das Prinzip Zufall in dem Film arg strapaziert.

Sucht in Kopenhagen nach einem Serienmörder: Irene Huss (Angela Kovács). Bild: ard/a. aristarhova

Ein junger Mann mit irrem Blick hält eine Flex in die Kamera, bevor er sich zur Werkbank runter beugt, um knochenkrachend und kompetent einen Menschenkörper zu zerlegen. Die Ermittler von der Mordkommission Göteborg sind erschüttert, lassen die Szene des blutigen Heimwerkervideos aber wieder und wieder laufen: Vielleicht finden sie im Hintergrund des Bildes ja doch noch Hinweise, die zur Lösung des Falles dienlich sein könnten.

Mit "Irene Huss" wird nun eine weitere Reihe aus der dritten Generation schwedischer TV-Krimis in der ARD ausgestrahlt: Das in Skandinavien übliche und für deutsche Ohren so putzige Geduze verbindet sich in diesen Produktionen mit modernem Profiler-Sprech. Der psychosoziale Konflikt wird ins Serienkiller-Panorama amerikanischer Prägung ausgeweitet und schmucklose Kammerspiel-Szenen werden um allerlei grausame Schauwerte ergänzt.

Das war schon bei den "Wallander"-Filmen so, die im vergangenen Jahr im Ersten zu sehen waren und für die sich Star- und Drehbuchautor Henning Mankell in einer Episode arg plakativ bei dem Folterschocker "SAW" bedient hatte.

Die Schauspielerin Angela Kovács hatte in den "Wallander"-Verfilmungen schon eine Sidekickrolle, in "Irene Huss" verkörpert sie nun die Titelheldin und muss sich gleich zur Eröffnung durch einen ähnlich bizarren Serienmörder-Parcours schlagen: Am Fjordufer von Göteborg wurde der ausgenommene Torso einer männlichen Leiche angespült, eine fernöstliche Tätowierung führt die Ermittlerin ins Rotlichtmilieu von Kopenhagen.

Da Irene Huss schon mal vor Ort ist, hält sie auch gleich noch Ausschau nach der vermissten Tochter einer Nachbarin. Doch kaum hat sie die junge Frau in einem Edelbordell aufgespürt, wird diese blutig in einem Hotelzimmer zerlegt – wahrscheinlich genau von jenem Psycho, den Ermittlerin auf der Spur ist.

In der Auftaktepisode der neuen Krimireihe nach den Romanen Helene Turstens, die heute und an den kommenden fünf Sonntagen nach den obligatorischen "Tatort"-Sommerwiederholungen läuft, wird das Prinzip Zufall also arg strapaziert. Schwulenclubs und Altherrenpuffs, Göteburger Vorort und Kopenhagner Amüsiermeile – hier ist alles mit einander verquickt; so erspart man sich umständliche Exkursionen und lässt die Story in "Der tätowierte Torso" (Regie: Martin Asphaug, Buch: Stefan Anhelm) schnurstracks ins allerprivateste Umfeld von Huss laufen.

Denn bald – anders hätte man es auch nicht erwartet – flext sich der Psychokiller direkt an eine der beiden halbwüchsigen Töchter der Ermittlerin heran. Übers Handy empfängt die Polizistin ein Filmchen, das die Kleine auf der Werkbank des Killers zeigt.

Doch, Entschuldigung, echtes Mitgefühl hat sich da in Anbetracht all der dekorativ in Szene gesetzten Leichenteile beim Zuschauer längst verflüchtigt.

"Irene Huss, Kripo Göteburg: Der tätowierte Torso", Sonntag 21.45 Uhr, ARD

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