Kommentar Schulobst-Programm: Nicht billig, aber es lohnt sich

Ob die Obst-Offensive die Zahl Übergewichtiger senkt, wird sich erst in vielen Jahren zeigen. Es aber nicht mal zu versuchen, ist verwerflich.

Monatelang hatte Niedersachsen Zeit, über die EU-Verordnung zum Schulobstprogramm nachzudenken. Nun, nachdem das Land bereits im Bundesrat dafür gestimmt hat, macht es einen Rückzieher. Der bürokratische Aufwand sei einfach zu hoch, erklärt man. Mit dem Effekt, dass die EU wieder einmal als das Verwaltungsmonster da steht.

Dabei basiert die Schulobst-Verordnung der Kommission doch nur auf den Regeln der Kameralistik - eine nahezu urdeutsche Erfindung. Brüssel will schlicht den Überblick über die Kosten behalten. Das ist nicht weiter verwerflich, schließlich wird das Projekt europaweit mit 90 Millionen Euro gefüttert. Ein Apfel für jedes Grundschulkind, jeden Tag, in 27 Mitgliedsstaaten - das ist nicht billig.

Ob das Programm die Zahl Übergewichtiger senkt, wird sich erst in vielen Jahren zeigen. Es aber nicht mal zu versuchen, ist verwerflich. Die Begründung Niedersachsens, der Aufwand sei zu hoch, wirkt vorgeschoben. Sind gesunde Kinder nicht einen gewissen bürokratischen Aufwand wert? Hannovers Antwort: Nicht, wenn sie 1,5 Millionen Euro kosten.

In der Kurzfristigkeit seines Denkens ist Niedersachsen dann plötzlich selbst kameralistisch: Welche Kosten Mangelernährung einmal bewirken könnte, interessiert die derzeitige Regierung nicht.

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