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Archiv-Artikel

Odyssee der Helden

Nachspiel zum ersten taz-Panter-Preis: Warum es für die beiden Gewinner Sinan & Saithan schwer ist, Held zu sein

Von MRE

Es nicht leicht, ein Held zu sein. Das mussten auch die Gewinner des vor kurzem erstmals verliehenen taz-Panter-Preises Sinan (16) und Saithan (17) feststellen, die aufgrund ihrer Teilnahme an der Postkartenaktion „Ehre ist, für die Freiheit meiner Schwester zu kämpfen“, des Berliner Madonna-Mädchentreffs den Jurypreis errungen hatten: 5.000 Euro.

Zunächst waren die Madonna-Mitstreiterinnen enttäuscht, weil sie davon ausgegangen waren, dass auch sie mit dem Preis gemeint waren – einschließlich des Preisgeldes. Ein Missverständnis. Gaby Heinemann, Leiterin des Mädchentreffs, war erbost: „Die Entscheidung der Jury reproduziert die Gesetze der Parallelgesellschaft. Die Jungs haben das Geld, die wirkliche Arbeit machen die Mädchen!“

Ursprünglich wollten Sinan und Saithan teilen, 1.000 Euro für den Nachdruck der Postkarten in arabischer und türkischer Sprache geben. Dann schalteten sich die Eltern der beiden ein – verärgert darüber, dass ihre Kinder sich mit „den Deutschen“ eingelassen hatten – und forderten die Herausgabe des Geldes. Beide sind noch nicht volljährig und verfügen über kein eigenes Konto, weshalb das Preisgeld zunächst an den Mädchentreff überwiesen worden war: auch um sicherzustellen, dass das Geld wirklich bei den Jungen ankommt. Mittlerweile ist es wieder bei der taz.

Nächste Woche nun soll am runden Tisch eine Lösung gefunden werden. Saithan will den größten Teil seines Geldes an seine Mutter weitergeben: „Es ist nicht schlecht, seiner Mutter zu helfen“, sagt er. Sinans Eltern wollen das Geld „verwalten“, er will nicht, „dass die Eltern traurig sind“, und zum Ausgleich zukünftige Interviewhonorare an Madonna spenden. Der Streit mit den Madonna-Frauen ist beigelegt.

Die Migrationsforscherin Necla Kelek ist nicht überrascht: „Sie sind überfordert, jeder erwartet etwas anderes von ihnen. Typisch auch: Die Familie geht über alles, die Rechte der beiden bleiben außen vor.“

taz-Chefredakteurin Bascha Mika hofft das Beste: „Wir werden versuchen, eine Lösung zu finden, die dem Geist des Preises entspricht. Auch in der Jury gab es Diskussionen, ob es angemessen ist, zwei Jungs auszuzeichnen, die nur durch die Arbeit des Mädchentreffs ihre Rolle gefunden haben. Wir haben es trotzdem gemacht, weil wir ihre Vorbildfunktion hervorheben wollten.“ Eine schwierige Rolle. MRE