Blankensee: Frustration nach Sparbeschluss

Nach dem Beschluss der Lübecker Bürgerschaft, kein weiteres Geld in den Flughafen zu investieren, ist die Zukunft für die Angestellten und Kunden ungewiss.

Vielleicht ist bald Schluss: Billigflieger in Lübeck. Bild: dpa

Noch starten und landen die Flieger auf dem Lübecker Flughafen Blankensee - doch im kommenden Frühjahr könnte Schluss sein. Die Lübecker Bürgerschaft beschloss am Donnerstag mit den Stimmen von SPD, Linken, Grünen und einer parteilosen Abgeordneten, dem stadteigenen Flughafen kein weiteres Geld mehr zu bewilligen. Finden Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) und Wirtschaftssenator Wolfgang Halbedel (CDU) bis Ende Februar keinen Investor, wird der defizitäre Betrieb geschlossen.

Eine bittere Entscheidung für die 140 Angestellten, von denen viele die Bürgerschaftssitzung auf der Zuschauertribüne verfolgten. "Ich bin enttäuscht", sagte der Geschäftsführer des Flughafens, Tom Wilson. Ob er Insolvenz beantragen wolle, stand noch nicht fest. Neben den 140 Beschäftigten sind weitere rund 500 Arbeitsplätze gefährdet.

"Ein schlimmer Fehler", sagte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU). Die Suche nach einem Investor werde erschwert, "wenn schon die Stadt selbst sich nicht zu ihrem Flughafen bekennt". Seit bekannt wurde, dass sich der neuseeländische Investor Infratil, der vor vier Jahren 90 Prozent des Betriebes übernahm, zurückzieht, sucht Lübeck Partner. Interessiert sind der Regionalflughafen Niederrhein Weeze und ein französischer Investor. Erschwert wird die Suche durch schwebende Verfahren, darunter eine Klage auf EU-Ebene gegen unerlaubte Subventionen.

Blankensee schreibt seit Jahren rote Zahlen - obwohl die Zahl der Passagiere dieses Jahr um knapp 33 Prozent auf 800.000 stieg. Die meisten locken Flüge des Billiganbieters Ryanair. Laut Flughafengesellschaft wären rund 1,3 Millionen Reisende nötig, um schwarze Zahlen zu schreiben. Kritiker wie die Bürgerinitiative "Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm" (SGF) gehen davon aus, dass Blankensee von den Billigfliegern nicht existieren könne: "Mit den 1,35 Euro pro Passagier, die Ryanair zahlt, ist ein Flughafen nicht zu betreiben", sagt deren Sprecher Gerhard Haase.

Haase ärgert, dass die Zahlen seit Jahren bekannt seien, aber die Stadt immer weiter finanziert habe: "Seit 15 Jahren geht es um eine letzte Chance - und es ist immer schlimmer geworden." Es sei daher richtig, den Flughafen nicht weiter zu stützen: "Ich habe nichts gegen das Fliegen und bedaure die Angestellten, aber es ist nicht Aufgabe einer Stadt, Billigflüge nach Mallorca zu finanzieren."

Michael OLeary, Chef des Blankensee-Hauptkunden Ryanair, hatte noch im Oktober angekündigt, dass er sein Deutschland-Geschäft weiter ausbauen wolle. Wenn Blankensee nun tatsächlich abgewickelt wird, müsste der Billigflieger sich einen anderen Standort suchen. Da kommt zum Beispiel Bremen in Frage, wo bereits heute Ryanair-Maschinen in einem eigenen Terminal abgefertigt werden.

Florian Kruse, Sprecher des Flughafens Bremen, hielt sich auf Nachfrage bedeckt: "Ich kann nicht in die Zukunft schauen." Sollte Lübeck tatsächlich ausfallen, werde es aber vermutlich "Gespräche mit unserem Geschäftspartner geben".

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