Kritik an Donald Rumsfeld: US-Armee ließ Bin Laden entwischen

Vor acht Jahren hätte ein Militäreinsatz Ussama Bin Laden den Garaus machen können. Das kam jetzt durch einen Report des auswärtigen Ausschusses der Kongresskammer ans Licht.

Könnte offenbar längst gefasst sein: Ussama Bin Laden. Bild: ap

WASHINGTON taz | Die US-Armee hätte Ussama Bin Laden nach einem Bericht des Senats bereits vor acht Jahren haben können. Danach haben es die Streitkräfte unter der Regierung von George W. Bush aufgrund militärischer Fehlentscheidungen verpasst, den al-Qaida-Führer in Afghanistan zu schnappen. Ussama Bin Laden sei praktisch vor ihrer Nase über die Grenze nach Pakistan entwischt, heißt es in dem am Samstag veröffentlichten Report des auswärtigen Ausschusses der Kongresskammer.

Das Sichten von Dokumenten und Interviews mit Beteiligten hätte ergeben, dass Bin Laden im Dezember 2001 "in Tora Bora in unserer Reichweite für einen Zugriff war". Das Pentagon habe aber auf einen massiven Militäreinsatz verzichtet. Deshalb habe sich bin Laden am 16. Dezember 2001 "ungehindert aus Tora Bora entfernt und auf unkontrollierten pakistanischen Boden bewegt", wo er sich vermutlich nach wie vor aufhalte.

Der Bericht ist eine harsche Kritik an Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und dem damaligen Kommandeur in Afghanistan, Tommy Franks. Anstatt eine massive Militäraktion zu starten, um den Terrorführer zu fassen, seien gerade einmal 100 US-Soldaten dafür eingesetzt worden. Sie hätten mit einheimischen Soldaten zusammen gearbeitet. "Der Großteil der amerikanischen Streitkräfte – von Heckenschützen bis hin zu den Marines – wurde währenddessen kalt gestellt."

Rumsfeld habe befürchtet, ein massiver Militärschlag könne sich kontraproduktiv auswirken, heißt es in dem Report, den Mitarbeiter der demokratischen Mehrheit des Ausschusses auf Anfrage des Vorsitzenden John Kerry verfasst haben. Kerry, der Bushs Gegenkandidat bei der Präsidentschaftswahl 2004 war, hat der damaligen Regierung stets drastische Fehler in Afghanistan vorgeworfen und betont, Pakistan sei der kritische Punkt.

In dem Bericht heißt es, die Entscheidungen, die die Tür zu Bin Ladens Flucht nach Pakistan öffnete, habe es ihm ermöglicht, als mächtige Symbolfigur hervorzugehen, die weiterhin einen stetigen Geldfluss anziehe und weltweit Fanatiker inspiriere. Die Gefangennahme oder Tötung von Bin Laden hätte zwar die weltweite extremistische Bedrohung nicht gebannt. Doch "das Versagen, die Aufgabe abzuschließen, ist eine verlorene Gelegenheit, die für immer den Gang des Konflikts in Afghanistan und die Zukunft des internationalen Terrorismus verändert hat." Der Bericht wurde nicht zufällig an diesem Wochenende bekannt: Am Dienstag gibt US-Präsident Barack Obama bekannt, wie viele zusätzliche Truppen er nach Afghanistan schicken will.

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