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Hamburg gegen HoffenheimBangen ums internationale Geschäft

Das torlose Remis hilft weder Hamburg noch Hoffenheim. Beide müssen fürchten, ihre Talente in der nächsten Saison nicht halten zu können, falls sie nicht oben dran bleiben.

Spielt noch in Hoffenheims blauem Trickot: Demba Ba. Bild: ap

HAMBURG taz | Demba Ba hat einen Lamborghini und eine schöne Uhr. Er könnte natürlich einen zweiten Lamborghini kaufen und noch eine Uhr. Der 24-Jährige, der vor der Saison vom VfB Stuttgart umworben wurde und jetzt vor einer Vertragsverlängerung in Hoffenheim steht, könnte zufrieden sein, dass er weiter für die TSG spielt, wenn er auf die Tabelle guckt. Aber vielleicht ist er es nicht beim Blick aufs Konto.

In Hoffenheim haben es Manager Jan Schindelmeiser und Trainer Ralf Rangnick geschafft, den ersten Ansturm abzuwehren. Ba ging nicht zum VfB, Andreas Beck, dem an der gleichen Stelle der gleiche Muskel riss wie beim letzten Mal und der wieder fünf Wochen ausfällt, ging nicht nach Florenz, und Isaac Vorsah, der gegen den Hamburger SV für Beck rechter Verteidiger spielte, zum ersten Mal in seinem Leben, geht nicht zu Stoke City, nachdem ihm Rangnick, der den englischen Fußball kennt, etwas über Stoke City erzählt hat.

Jeder in Hoffenheim weiß, dass sie, wenn die Großen kommen, keine Chance haben, auch wenn die TSG in absehbarer Zeit mit ihrem Trainingsgelände aus Hoffenheim wegzieht. Ins nächste Dorf. Nach Zuzenhausen. Auch Zuzenhausen ist nicht London, Mailand, Barcelona, Manchester oder Madrid.

Wenn die TSG eine Chance haben will, Carlos Eduardo, Demba Ba, Chinedu Obasi, Luiz Gustavo, Marvin Compper und ein paar andere zu halten, dann muss es in dieser Saison mit der Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb klappen. Die Verträge des Trainergespanns Rangnick und Peter Zeidler laufen bis Juni 2011. Rangnick würde gerne in der Premier League arbeiten, Zeidler, lange Zeit als Gymnasiallehrer tätig, in der französischen Ligue 1. Hoffenheim sieht aus wie ein Langzeitprojekt, aber der Fußball funktioniert anders. Im Fußball korrelieren Zeit und Erfolg. Nur wer Erfolg hat, hat Zeit.

Hoffenheims Probleme unterscheiden sich nicht von denen des HSV. Das Null-zu-null am Samstag zwischen den Tabellennachbarn vor 52.700 Zuschauern im Volkspark war wie ein Beweis für die These, dass sich beide Clubs in der gleichen Lage befinden. Der HSV lebt davon, junge Spieler für relativ wenig Geld aus den Niederlanden oder von der Ersatzbank der Bayern zu holen, sie auszubilden und dann für mehr Geld weiterzuverkaufen. Die Bayern haben das spitzgekriegt und leihen ihre Talente nur noch aus. Und die aus dem Ausland sind teuer geworden.

Was bei Daniel van Buyten, Khalid Boulahrouz, Rafael van der Vaart, Vincent Kompany, Nigel de Jong.gut geklappt hat, wird wohl auch mit Stürmer Paolo Guerrero, der seinen Vertrag bislang nicht verlängert hat, Stürmer Mladen Petric und dem offensiven Mittelfeldspieler Eljero Elia, der ein großes Talent ist, passieren.

Wenn der HSV, der nach dem Remis gegen Hoffenheim und dem siebten nicht gewonnenen Bundesligaspiel hintereinander nicht mehr so ganz nah an der Tabellenspitze ist, die internationalen Wettbewerbe verpasst, wird die Lage schwierig.

Nun hat Bernd Hoffmann, Vorstandsvorsitzender und Sportdirektor des HSV, zwei Fehler gemacht: Marcus Berg, den jungen schwedischen Stürmer für zehn Millionen Euro verpflichtet, und David Rozehnal, den tschechischen Verteidiger, für fünf. Berg wurde gegen die TSG, nach schwacher Leistung, in der 61. Minute ausgewechselt, für ihn kam nach langer Verletzungspause Mladen Petric, und für Robert Tesche kam, für die letzte halbe Stunde, Elia. Rozehnal sitzt draußen.

In dieser Phase war der HSV platt, Hoffenheim dominierte. Nur in den ersten 30 Minuten war der HSV am Drücker, als Rangnick von 4:3:3 auf 4:4:2 umstellte, wurde die TSG besser. Petric hatte bei seinem Comeback "Spaß", bei allen anderen hielt er sich in Grenzen, der Spaß.

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