Interview mit Alois Mannichl: "Ich wehre mich gegen Lügen"

Lange hat er mit der Angst gelebt, der Messerstecher könne zurückkommen. Heute ist Alois Mannichl überzeugt: "Der Täter wird noch gefasst".

"Ich habe dem Täter in die Augen gesehen. Mit welchem Hass in seiner Stimme der mich angebrüllt hat..." Bild: dpa

taz: Herr Mannichl, vor einem Jahr wurden Sie vor ihrer Haustür niedergestochen. Vom Täter fehlt nach wie vor jede Spur. Wie geht es Ihnen heute?

Alois Mannichl: Nach einem solchen Anschlag ist das Leben natürlich erst Mal von Angst geprägt. Auch der Angst, dass der Täter noch mal zurückkommt und ein zweites Mal zusticht. Aber irgendwann haben meine Familie und ich uns gesagt: Wir müssen das Leben wieder selber in die Hand nehmen. Heute führen wir wieder ein fast normales Leben.

Können Sie noch mal schildern, was am Abend des 13. Dezember 2008 passiert ist?

Das ist Teil der laufenden Ermittlungen. Dazu möchte ich nichts sagen.

Glauben Sie, dass der Täter noch gefunden wird?

Ich bin lange genug Polizeibeamter und weiß, dass sich solche Ermittlungen manchmal hinziehen können. Der Täter wird irgendwann gefasst, da bin ich mir sicher.

Die Ermittler sind doch völlig ratlos.

Er wird gefasst. Das ist meine persönliche Überzeugung.

Was macht Sie so sicher, dass der Täter ein Rechtsextremist war? Sie waren früher Leiter einer Dienststelle gegen organisierte Kriminalität. Da kann man sich auch Feinde machen.

Ich habe dem Täter in die Augen gesehen. Mit welchem Hass in seiner Stimme der mich angebrüllt hat: "Schöne Grüße vom nationalen Widerstand!" Und wie er mit dem Messer auf mich losgegangen ist! Ich bin mir sicher, dass ein rechtsmotivierter Hintergrund besteht.

Es gab Anfang des Jahres einen seltsamen Schwenk in der öffentlichen Wahrnehmung. Davor waren Sie ein mutiger Held im Kampf gegen rechts. Plötzlich fingen die Munkeleien von "Merkwürdigkeiten" und einer möglichen Beziehungstat an. Wie konnte es dazu kommen?

Das müssen Sie die fragen, die von "Merkwürdigkeiten" gesprochen haben.

Das war der Leitende Oberstaatsanwalt in Passau.

Ich möchte das nicht kommentieren.

Sie sprachen damals auch von einer "Medienhetzkampagne". Mir war ja klar, dass irgendwann die Spekulationen anfangen, wenn kein Täter gefunden wird. Aber mit dieser Heftigkeit habe ich nicht gerechnet. Meine Familie und ich wurden quasi zu Tätern abgestempelt. Dagegen musste ich mich wehren. Genauso wie ich mich gegen Lügen im Internet wehre.

Dort wurden sie von Rechten verspottet. "Lebt denn der alte Mannichl noch", höhnten die in Anspielung auf ein bekanntes Volksmusiklied.

Ich wurde ja auch schon vor dem Anschlag auf rechten Internetseiten beschimpft. Aber was danach kam, hätte ich mir nie vorstellen können. "Hals ab" hieß es da. "Am nächsten Baum aufhängen." Aber ich lasse mich nicht einschüchtern. Gegen die Lüge eines NPD-Funktionärs, ich sei auf Kriegsgräbern herumgetrampelt, habe ich mich gerichtlich gewehrt - mit Erfolg. Ich habe nun auch noch per Gerichtsvollzieher meine Anwaltskosten eintreiben lassen.

Nach dem Anschlag auf Sie gab es einige Ermittlungspannen …

… dazu kann und möchte ich nichts sagen. Ich hatte bis heute überhaupt noch keine Akteneinsicht. Deswegen wäre es absurd, wenn ich mich zu angeblichen Fehlern der Ermittler äußern würde.

Gleich nach dem Attentat wurde von der Staatsanwaltschaft die Legende vom Lebkuchenmesser in die Welt gesetzt, das wegen eines Brauchs auf ihrem Fenstersims gelegen habe - den Brauch gab es so nicht. In der rechten Szene wurden Sie als "Lebkuchenheini" verhöhnt.

Wie diese Legende entstehen konnte, weiß ich nicht. Ich habe sie nicht in die Welt gesetzt.

Sie haben vor einigen Monaten gesagt, Sie könnten sich vorstellen, dass irgendwann führende Stellen die Ermittlungen überprüfen. Wie meinen Sie das?

Es ist nicht meine Aufgabe als Opfer, die Ermittlungen zu kommentieren. Aber wenn Fehler festgestellt werden, gehe ich davon aus, dass sie von den zuständigen Stellen bei der Polizei und der Justiz überprüft werden.

INTERVIEW: WOLF SCHMIDT

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