: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Die großen Dramen finden diese Woche wohl rund um den Weihnachtsbaum statt, dokumentarische Familienstücke mit und ohne Weihnachtsgans. Doch auch die Theaterkunst geht in diesen Tagen immer noch den wesentlichen Fragen dieser Jahreszeit nach. Im Ballhaus Ost zum Beispiel, wo sich eine Gruppe ehemaliger Mitglieder des formidablen Volksbühnen-Jugendclubs P14 am Heiligabend zum „Krippenspiel“ versammeln, um auch all jenen einen Ort zu geben, die auf Kirchen und gutbürgerliche Weihnachtskulturveranstaltungen eher allergisch reagieren. „Wie man Wärme teilen kann“ heißt die Aufführung im Untertitel, die im Übrigen die These vertritt, dass wir Weihnachten brauchen, um leben zu können. Grimmsche Weihnacht in der Märchenhütte bietet das Winterquartier des Hexenkessel Hoftheaters im Monbijoupark selbstredend auch in dieser Woche an, auf dem Plan steht zum Beispiel am Mittwoch die Premiere von „Schneeweißchen und Rosenrot“, aber auch die Geschichte vom Fischer und seiner Frau. „Love Letters“ verschickt Dieter Hallervordens Schlossparktheater seit gestern an das Publikum in und out of Steglitz, und zwar mit Hannelore Hoger und Peter Sattmann in den Hauptrollen. Alfred Kirchner, einst Intendant des Charlottenburger Schiller Theaters (wo im neuen Jahr die Staatsoper Unter den Linden renovierungsbedingt ein Notquartier bezieht), hat das Stück von A. R. Gurney inszeniert. Weihnachten auf Russisch zelebriert am Heiligabend die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, und zwar mit Olga und Wladimir Kaminer sowie den surrealen Videoprojektionen von Lillevan Popjoy. Und weil Weihnachten das Fest der liebgewonnenen Traditionen ist, lebt dann auch die gute alte Russendisko noch einmal auf. Außerdem wird vorgelesen, und zwar Texte von Gogol, Nabokov und – Wladimir Kaminer.
■ Krippenspiel: Ballhaus Ost, Do, 11/13/15/17 Uhr
■ „Schneeweißchen und Rosenrot“: Märchenhütte, ab Mi
■ „Love Letters“: Schlossparktheater
■ Weihnachten auf Russisch: Volksbühne, Do, 20 Uhr