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Archiv-Artikel

Zu wenig Autos in Sicht

HAFENKRISE 300 Menschen demonstrieren in Bremerhaven gegen Stellenabbau am kriselnden Autoterminal

Von MNZ
Die Nachfrage nach Wagen, die in den USA gebaut werden, sinkt

Der Autoumschlag am Terminal in Bremerhaven ist in diesem Jahr massiv eingebrochen. 2008 wurden dort noch 450.000 Autos umgeschlagen, heißt es bei der Hafengesellschaft BLG Logistics Group, in diesem Jahr sind es nur noch 290.000. Und im kommenden Jahr werden es noch weniger sein – wegen anhaltend geringer Nachfrage nach großen, in den USA gebauten Wagen von BMW und Mercedes.

Rund 500 Arbeitsplätze, so fürchtet die IG Metall, sind bei der BLG mittelfristig in Gefahr. Gestern protestierten deshalb nach Gewerkschaftsangaben gut 300 MitarbeiterInnen und HafenarbeiterInnen mit einer Kundgebung am Kaiserhafen in Bremerhaven.

539 Menschen arbeiten derzeit noch bei der BLG-Tochterfirma AutoTec, sie rüsten Standard-Importwagen mit Klimaanlagen, Faltfächern oder Navis aus. Für 2010 plant das Unternehmen nur noch mit 331 MitarbeiterInnen. 74 befristete Arbeitsverträge laufen aus, ohne dass es für sie Ersatzjobs gäbe. 134 weiteren MitarbeiterInnen wurde nach Firmenangaben angeboten, zur einer anderen BLG-Tochter zu wechseln. Wer dort anfängt, muss jedoch befürchten, zu schlechteren Bedingungen zu arbeiten: ein neu eingestellter Fahrer im BLG-Autoterminal verdient laut Betriebsrat nur noch neun – statt bisher über 14 – Euro pro Stunde. Außerdem wurde die Wochenarbeitszeit um drei auf 38 Stunden erhöht.

Der Betriebsrat fürchtet, dass „profitable Geschäftsfelder“ ausgelagert werden, im Zuge dessen „immer wieder ein paar Leute über die Klinge springen“ und BLG AutoTec am Ende „scheibchenweise aufgelöst“ wird. Ein Firmensprecher verneinte dies entschieden und nannte die Technikwerkstätten einen „Kernbestandteil“ der BLG. Man versuche, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.

Das Nachsehen hat der Gesamthafenbetriebsverein (GHB), die Leiharbeitsfirma der Bremerhavener Hafenwirtschaft. Die BLG war in der Vergangenheit ihr wichtigster Auftraggeber. MNZ