: Wenn sich Große den Markt teilen
Mit Bertelsmann und ProSiebenSat.1 im Besitz von Springer stünden sich zwei Medienkonzerne gegenüber, die sich von der Konkurrenz verabschieden könnten
Europas größter Medienkonzern Bertelsmann und Deutschlands größter Zeitungsverlag Axel Springer nähern sich in ihrer Aufstellung einander immer weiter an. Springer hat zum Ziel, was bei Bertelsmann längst vollzogen ist: der Umbau zum Medienhaus, in dem Aktivitäten im Print- und TV-Markt gebündelt sind, um Inhalte über mehrere Medien vermarkten zu können.
Zu Bertelsmann gehören unter anderem der Verlag Gruner + Jahr (Stern, Geo, Brigitte), Buchverlage (Random House) und eine Buchclubkette, einst die Basis für den Erfolg des Unternehmens. Den größten Teil des Umsatzes macht jedoch die RTL Group aus, zu der die deutschen Sender RTL, Vox und n-tv gehören – aber auch solche in Frankreich, Großbritannien sowie weiteren Ländern Europas. Im ersten Halbjahr 2005 steuerte die RTL Group 371 Millionen Euro vor Steuern und Abschreibungen zum operativen Bertelsmann-Ergebnis von 644 Millionen Euro bei. Zum Vergleich: Springer meldete für denselben Zeitraum 173 Millionen vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, ProSiebenSat.1 kam auf 191 Millionen Euro.
Springer ist traditionell stark im Zeitschriftenmarkt (Hörzu, Auto Bild, Sport Bild) und besitzt zahlreiche Beteiligungen an privaten Hörfunksendern. Im Gegensatz zu Bertelsmann ist Springer in Deutschland an mehreren Regionalzeitungen beteiligt, gibt die überregionale Welt heraus und kann mit dem Einfluss von Bild wuchern, die – anders als die meisten Bertelsmann-Titel – für seine Kampagnenfreudigkeit bekannt ist. Springer führt zwar stets an, dass auch Bertelsmann über Gruner + Jahr am meinungsprägenden Spiegel beteiligt ist, doch was die Auflage und die Durchsetzungsfähigkeit angeht, ist Bild nunmal nur schwer zu toppen.
Dass dieselbe Hand, die bereits die Kontrolle über derart viele Medien besitzt, nun auch die Hälfte des deutschen Privatfernsehens kontrollieren will, erscheint deshalb nicht nur dem Kartellamt als Bedrohung – noch dazu, weil sich die beiden Riesen den Markt sauber untereinander aufteilen könnten. Das hieße dann: Konkurrenz ade. PSR