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Archiv-Artikel

Elternsteuer fließt

Der Bildungsbehörde zufolge haben 70 Prozent der Eltern das Büchergeld überwiesen. Protest in Eimsbüttel: halbe Schule zahlte nicht, rund 300 Familien erhalten Mahnbriefe

Bis Ende Oktober, das vermeldet die Bildungsbehörde, hätten 70 Prozent der Hamburger Eltern das Büchergeld überwiesen. „Von den veranschlagten 7,68 Millionen Euro seien bereits 5,98 Millionen eingenommen worden“, berichtet Behördensprecher Thomas John gestern auf Anfrage der taz. Dies sei ein „Zwischenstand“. Exakte Zahlen solle es „zum Jahresbeginn“ geben.

Doch die Organisatoren des Boykotts „Eltern gegen Büchergeld“ demotivieren diese Zahlen noch nicht. „Wir haben 225.000 Schüler“, so Initiativensprecher Frank Ramlow. Ziehe man die Zahlenden ab, blieben „mindestens 20.000“, die nicht zahlen. Dies sei für die Kampagne „ein großer Erfolg“.

Zu den Boykotteuren gehört auch fast die Hälfte der Eltern des Eimsbüttler Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium: 300 von 720 Schülern erhielten jetzt erste „Mahnbriefe“ für ihre Eltern, weil diese die auf 80 bis 100 Euro festgesetzte Bücherleihgebühr bisher nicht gezahlt haben.

Der dortige Elternrat lud gestern früh noch einmal zur symbolischen Aktion gegen das Büchergeld. Ein in Mönchskutte gehüllter Vater schlug ein Plakat mit 99 Thesen gegen das Büchergeld ans Schultor. „Büchergeld ist für uns eine Elternsteuer“, so die Elternrätin Michaela Gabrielides. „Und es ist der Einstieg ins Schulgeld.“ Es ginge „ums Prinzip“, ergänzte Elternvertreterin Ilka Mahnke: „Exkursionen, Klassenreisen, alles kostet Geld. Kinder sind extrem teuer.“ Doch die „Nutznießer“ gebildeter Kinder seien auch Kinderlose, weshalb der Staat für die Ausbildung des Nachwuches zahlen müsse. Besonders empörend sei, dass arme Familien ebenso viel zahlen sollen wie reiche.

Die Eltern ärgert auch der hohe Verwaltungsaufwand, den das Büchergeld erzeuge, so dass „für Pädagogik weniger Zeit“ bleibe. Noch schlimmer, so der Vater Günther Thomsen, werde dies wohl ab 2006, wenn die fortan „Selbstverantworteten Schulen“ ein eigenes Budget bekommen: „Dann kommt ein Wust von Arbeit auf die Schulen zu. Und sie müssen den Mangel selbst verwalten.“ Kaija Kutter