GESUNDHEIT: Charité will mehr Geld

Der Chef der Uniklinik hält die zugesagte Förderung nicht für ausreichend. Er fordert 50 bis 100 Millionen Euro mehr für Gebäudesanierung.

Könnte eine Finanzspritze ganz gut gebrauchen: das marode Bettenhochhaus der Charité in Mitte Bild: ap

Charité-Chef Karl Max Einhäupl hat deutlich mehr Geld für die Sanierung von Klinikgebäuden gefordert. "Im Grunde genommen brauchen wir 50 bis 100 Millionen Euro mehr, um den ganzen Prozess auf den Weg zu bringen", sagte er am Freitag. Dies gelte sowohl für den Fall, dass das markante, aber baufällige Bettenhochhaus in Mitte saniert wird, als auch für einen Neubau. In den kommenden Wochen will er daher mit dem Senat noch weiterverhandeln.

Am Dienstag hatte der Senat beschlossen, dass das Uniklinikum bis zum Jahr 2013 rund 330 Millionen Euro für Reparaturen erhält. Im Gegenzug soll die Charité an ihren drei Standorten 500 Betten abbauen. Der Campus Benjamin Franklin in Steglitz soll erhalten bleiben, zudem soll die Charité besser mit den ebenfalls landeseigenen Vivantes-Kliniken kooperieren.

Einhäupl sagte, er freue sich darüber, dass es überhaupt so viel Geld gebe und dass alle drei Standorte mit dem Status als Universitätsklinikum erhalten blieben. Dennoch stecke die Charité in der Klemme, da von den 330 Millionen Euro rund 170 Millionen Euro bereits für Bauvorhaben verplant seien. Dazu gehörten 86 Millionen Euro für eine neue Vorklinik oder 40 Millionen Euro für einen Neubau für die experimentelle Medizin. Die restlichen 160 Millionen Euro reichten für die komplette Sanierung des Bettenhochhauses nicht aus. Scheibchenweise könne man aber nicht vorgehen, da den Patienten eine Dauerbaustelle nicht zuzumuten sei.

Die Charité prüfe jetzt auch eine Variante, die insgesamt rund 230 Millionen Euro kosten würde, sagte Einhäupl. Danach beliefe sich die Sanierung des Hochhauses auf grob geschätzt 110 Millionen Euro. Dazu gehörten der Abriss des alten Hörsaals daneben, an dessen Stelle ein Neubau für den Operations- und Intensivmedizintrakt für rund 89 Millionen Euro entstehen soll. Später käme ein Neubau für den Hörsaal und ein Funktionstrakt für Röntgen- und Katheteruntersuchungen für schätzungsweise 32 Millionen Euro dazu. Die Frage sei jedoch, ob die Fassaden des maroden Bettenhochhauses sowie des alten Operationstraktes so lange hielten. Laut Gutachten gehe das höchstens bis 2014.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wies Einhäupls Forderung nach mehr Geld zurück. "Es ist völlig klar, dass nicht alle wünschenswerten Investitionen im Bereich Charité gemacht werden können aus den 330 Millionen, aber mehr ist nicht da", sagte er am Freitag bei einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer. Bei den Investitionen gebe es "ein Limit, und das ist bestimmt worden durch die Finanzplanung". Wowereit verwies auch auf die steigenden Kosten pro Bett: "Dieser Teufelskreis muss auch einmal durchbrochen werden." In der heutigen Zeit der Sparpakete sei es jedenfalls "ein Erfolg, wenn im Bereich Wissenschaft/Forschung nichts gekürzt wird".

Das Abgeordnetenhaus hatte die 330 Millionen Euro bereits im vergangenen Jahr eingeplant. Als deutlich wurde, dass die Charité mehr braucht, wurde das Geld zunächst wieder gesperrt. Jetzt kam das Signal vom Senat: Mehr Geld gibt es nicht.

Beim Charité-Chef ist diese Botschaft aber offenbar noch nicht angekommen. Er will weiterverhandeln und "bis zur Sommerpause" einen eigenen Vorschlag vorlegen, sagte Einhäupl.

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