Theater: Börgerding wird Intendant

Der Goetheplatz wird ab 2012 wieder einen Generalintendanten haben: Michael Börgerding, derzeit Leiter der Hamburger Theaterakademie, soll das Haus aus der Promi- und Kostenfalle führen

Börgerding wechselt auf den Chefsessel am Goetheplatz Bild: Stefan Malzkorn

Michael Börgerding wird neuer Intendant des Bremer Theaters. Das bestätigte gestern Kulturressortsprecher Heiner Stahn. Börgerding werde zu Beginn der Spielzeit 2012/2013 sein Amt am Goetheplatz antreten. Der 50-Jährige kommt ursprünglich aus Lohne im Oldenburger Land und studierte in Göttingen Germanistik und Soziologie.

Börgerdings Name war bereits im Februar genannt worden, als eine so genannte "Viererliste" mit den Favoriten der Findungskommission kursierte. Die Süddeutsche hatte sie damals mit dem Tenor lanciert, lediglich Akteure "der zweiten Theaterliga" stünden für Bremen zu Verfügung. Dabei hat sich Börgerding, der langjähriger Chefdramaturg von Ulrich Khuon war, schon oft als innovativer Theatermacher bewiesen: Er entwickelte die Autorentheatertage in Hannover und Hamburg, prägte viele Jahre die Spielpläne des Thalia und ist mittlerweile als Leiter der Hamburger Theaterakademie so etwas wie ein Frischluft- und Nachschub-Organisator für die deutschsprachigen Bühnen: Jette Steckel, Julia Höscher, Mirja Biel, Alice Buddeberg und Nina Mattenklotz sind, beispielsweise, aus seiner Ausbildung hervorgegangen. Auch das Kaltstart-Festival, das als bedeutendste deutschsprachige Nachwuchs-Plattform gilt, ist mittlerweile eng mit Börgerdings Akademie verbunden.

Ob Börgerdings Bremer Vertrag bereits unterschrieben ist, wollte das Kulturressort gestern nicht bekannt geben. Auch nicht, ob und gegebenenfalls mit welchem Ergebnis die vor Intendantenwechseln üblichen Etatverhandlungen abgeschlossen wurden.

Inhaltlich hat sich das Kulturessort mit Börgerding, der mit Sicherheit zahlreiche junge und experimentierfreudige Kräfte nach Bremen holten wird, für eine völlig andere Theaterlinie als die von Hans-Joachim Frey verkörperte entschieden. Dessen Engagement endete im Juli wegen der Millionen-Defizite bei "Marie-Antoinette" am Goetheplatz vorzeitig. Die neue Linie, die offenbar auf profilierte Konzepte statt teurer Promis, auf Instinkt für Innovation statt auf neureiche Distinktion der Publikumssegmente setzt, wurde bereits mit der Inthronisierung der aktuellen Interimsleitung aus Spartenleitern und technischem Direktor deutlich. Deren bis zu Börgerdings Start nun anstehende immerhin zweijährige Amtszeit markiert, schon in der optischen Präsentation der vor der Tür stehenden Theatersaison, eine deutliche Zäsur. Börgerding, der seit Längerem in Bremen lebt, wird die beiden Spielzeiten des Interimteams sicher intensiv begleiten. Kommenden Mittwoch soll er auf einer Personalversammlung den MitarbeiterInnen des Goetheplatzes vorgestellt werden.

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