Neonazi-Zentrum in Thüringen: NPD bezieht Bürohaus
Im thüringischen Bad Langensalza plant die rechtsextreme NPD ein großes Veranstaltungs- und Versammlungszentrum. Es wäre nach Pößneck und Kirchheim das dritte in Thüringen.
BAD LANGENSALZA taz | Die in Bad Langensalza geplante neue Geschäftsstelle der NPD Thüringen ist auch für Ortsfremde nicht zu verfehlen. Direkt vor dem ehemaligen "Bürohaus Europa" im Industriegebiet weist ein Schild den Weg: "Nazis raus aus Bad Langensalza".
Die Einwohner müssen an ein Déjà-vu geglaubt haben, als das Gerücht vom rechtsextremen Hauskauf Anfang des Monats die Runde machte. Bereits vor zwei Jahren hatte die NPD Kaufverhandlungen angekündigt, zu dem Zeitpunkt lag der Preis für das vierstöckige Gebäude bei rund 300.000 Euro. Aus dem Kauf wurde damals nichts, doch die Rechtsextremen verhandelten offenbar weiter.
Bei einer in dem Bürohaus inszenierten Pressekonferenz erklärte die NPD nun am Freitag, das Gebäude bezogen zu haben. Der Kauf habe sich aber durch den Tod des NPD-Vizes und langjährigen Geldgebers Jürgen Rieger verzögert, sagte Landeschef Frank Schwerdt. Weil man sich auf dessen Erbe nicht verlassen wollte, sei die NPD auf der Suche nach einem neuen Geldgeber fündig geworden. Der Kauf sei aber noch nicht vollständig abgeschlossen, auch über den Kaufpreis will die NPD keine Auskunft geben.
Mit dem Bürohaus könnte der dritte große Veranstaltungs- und Versammlungsort der rechtsextremen Szene in Thüringen entstehen, neben dem "Schützenhaus" in Pößneck und der "Erlebnisscheune" in Kirchheim. Im Bürohaus in Bad Langensalza hängen bereits NPD-Plakate in den Fenstern, ein Schild am Eingang weist auf die neuen Mieter hin. Neben der Thüringer NPD soll auch der "Materialdienst" der Bundespartei und die Redaktion der NPD-Regionalzeitung Nordthüringer Bote einziehen. Auf dem Schild stehen auch die NPD-Monatszeitung Deutsche Stimme und der "Germania Versand". Auch Schulungen, Veranstaltungen und Konzerte seien in dem 1.600-Quadratmeter-Gebäude möglich, so die NPD.
Die neuen Mieter sind in Bad Langensalza nicht gern gesehen. Parallel zur Einrichtung der neuen NPD-Geschäftsstelle nahm auch ein Bündnis gegen rechts vor Ort die Arbeit auf. Für diesen Samstag ist eine Demo geplant.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahlverhalten junger Menschen
Früher wählte die Jugend links
Waffenlieferungen an Israel
Es geht nicht ohne und nicht mit
Krieg im Nahen Osten
Das Personal wächst nach
Wirtschaft aber für junge Menschen
Das Problem mit den Boomer-Ökonomen
Wagenknechts Koalitionsspiele
Tritt Brandenburg jetzt aus der Nato aus?
Ex-Chefinnen der Grünen Jugend
„Wir dachten, wir könnten zu gesellschaftlichem Druck beitragen“