Party trotz Niederlage: Union im Wald

Union verliert 1:2 gegen Fürth. Den Fans ist's egal, sie freuen sich schon auf's Derby.

Was machen die denn da? Pilze sammeln? Merkwürdig. Es ist doch erst neun Uhr morgens. Und außerdem: So viele Morcheln kann es doch in dem kleinen Waldstück an der Wuhlheide gar nicht geben, dass jeder einen abbekommen würde. Nein, Pilzsammler sind das nicht. Die stehen ja auch nicht in Reih und Glied im Wald. Hunderte von Menschen warten am Sonntag in aller Herrgottsfrüh unter grünen Wipfeln.

Von der Kasse des Stadions an der Alten Försterei bis weit in den Wald hinein bilden sie eine lange Schlange. Pilze - von wegen! Wegen Union sind sie so früh aufgestanden. Um neun Uhr wurden die ersten Karten für das Heimspiel der Heimspiele in dieser Saison verkauft - für das Derby gegen Hertha BSC in drei Wochen. Die ersten warteten schon seit ein paar Stunden auf ein Ticket für das sinnstiftende Spiel. Es ist das Spiel gegen den Erstliga-Absteiger, das die zweite Saison des 1. FC Union Berlin in der zweiten Bundesliga zu einer besonderen macht.

Alles andere scheint den Fans eh wurscht zu sein. 11.750 Zuschauer waren tags zuvor gekommen, um das erste Heimspiel von Union gegen die SpVgg Greuther Fürth zu sehen. Es waren noch viele Plätze frei im Stadion. Es ging ja auch nur gegen Fürth. Das schienen sich auch die Spieler gedacht zu haben. Die lieferten über 70 Minuten ein verheerendes Spiel ab. "Die schlechteste Leistung in den letzten drei Jahren hier", wie Unions Trainer Uwe Neuhaus völlig zurecht nach dem Spiel meinte. Kein Laufspiel, kein Passspiel und jede Menge Ballverluste bei meist arg hilflosen Versuchen, den jeweiligen Gegenspieler im Duell Mann gegen Mann auszuspielen. "Wir haben einfach keine Mittel gefunden", sagte Neuhaus und wirkte doch ziemlich ratlos.

Ob die Spieler auch schon an den vierten Spieltag denken, an die Partie gegen Hertha? "Wir befassen uns in den nächsten 14 Tagen nur mit dem nächsten Auswärtsspiel in Paderborn und mit nichts anderem", bellte der angesäuerte Neuhaus. Er muss die Mannschaft fit machen für den Zweitligaalltag. Der besteht aus Spielen gegen Mannschaften wie Fürth oder eben Paderborn. Doch bis jetzt fehlt Neuhaus der Plan für die Saison. Immer wieder redet er über sein Wunschsystem, ein 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld. Gespielt hat es seine Mannschaft eher selten.

Am Samstag startete er mit einen Stürmer. Erst als sein Team 0:2 zurücklag, beorderte er Karim Benyamina aus dem Mittelfeld nach vorne. Wie befreit spielte Union plötzlich auf, so als wollte das Team protestieren gegen die Marschroute, mit der sie der Trainer auf den Platz geschickt hatte. Der Niederländer Santi Kolk war einer der Befreiten. Die kreative Hoffnung, von Vitesse Arnheim gekommen, breitete sein 1:2 selber vor und wurde dann doch nicht gefeiert, weil er den Elfmeter, der zum unverdienten Ausgleich hätte führen können, nicht verwandelt hat. Mal sehen, ob Neuhaus seine neue Offensivkraft in Paderborn ganz oder wenigstens früher von der taktischen Leine lässt. Die Fans würden sich freuen.

Von denen war Gästetrainer Michael Büskens begeistert. "Das ist Fußball, wie ich ihn liebe", meinte er und war noch eine halbe Stunde nach Abpfiff verdutzt darüber, dass die Unionfans weitersingen, auch wenn ihre Mannschaft 0:2 zurückliegt. In Kauflaune sind sie derzeit auch: Unmittelbar nach dem Spiel verkaufte Union die 5.000. Dauerkarte für die Saison. Nur mit einer solchen oder einen Mitgliedsausweis bekam man am Sonntag eine Karte für das Spiel gegen Hertha.

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