: Jugendliche, die im System verschwinden
AZUBIS Die Grünen fordern eine „Berufsagentur“ gegen Berlins hohe Jugendarbeitslosigkeit
Die Berliner Grünen haben am Dienstag ihr Konzept gegen die Jugendarbeitslosigkeit vorgestellt. Sie wollen vor allem bei der Berufsvorbereitung ansetzen und fordern eine Reform des Übergangssystems zwischen Schule und Ausbildung.
„Die Jugendlichen gehen im System verloren. Wir brauchen Hilfe aus einem Haus“, sagte Sabine Bangert, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion. Vielen Jugendlichen sei unklar, an wen sie sich wenden müssten. Sie kritisierte ineffiziente Doppelstrukturen zwischen Jobcenter, Jugendhilfe, Arbeitsagentur und Jugendberatungszentren. Ginge es nach den Grünen, würden alle Ansprechpartner künftig unter einem Dach gebündelt. In einem Antrag fordern sie den Senat auf, ein Konzept für eine Jugendberufsagentur nach Hamburger Vorbild vorzulegen. Die soll beim Übergang von Schule zur Ausbildung helfen.
Tatsächlich brechen in keinem anderen Land so viele Jugendliche ihre Ausbildung ab wie in Berlin: Im Jahr 2011 waren es 33,6 Prozent aller Azubis, so die aktuellen Zahlen der Unternehmensverbände Berlin Brandenburg (UVB). Die Jugendarbeitslosigkeit war mit 13,3 Prozent (21.203 Jugendliche) mehr als doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt. Fast 20.000 Jugendliche befinden sich in Übergangsmaßnahmen wie dem „berufsvorbereitenden Jahr“.
Weitere 10.000 ohne Ausbildungsplatz würden in der Statistik nicht aufgeführt, weil sie jobben oder sich irgendwie anders durchschlagen, schätzt Bangert. Offizielle Zahlen gibt es dazu nicht. Die geforderte neue Agentur könnte mehr Klarheit bringen: Alle Schüler würden in eine Datenbank aufgenommen, die Agentur würde sie regelmäßig anschreiben oder aufsuchen, um ihnen die Suche nach dem Ausbildungsplatz zu erleichtern. Auch die Unternehmensverbände fordern eine übergreifende Plattform für die Jugendlichen.
Berufliche Warteschleifen
Im rot-grün regierten Hamburg wurden 2012 zwei der Agenturen eröffnet. Bei einer Umfrage unter Hamburgs Jugendlichen kam heraus, dass nur jeder vierte Schüler eine Ausbildung begonnen hatte. Ein Großteil befand sich in beruflichen Warteschleifen. Die Agentur nutzt die Daten der Schulabgänger, bis sie 25 sind. Die Eltern müssen ihre Zustimmung geben, wenn die Kinder die achte Klasse besuchen. Datenschützern kritisierten das.
„Der Vorschlag der Grünen überrascht uns nicht“, so ein Sprecher der Bildungsverwaltung. Dass die Anlaufstellen enger zusammenarbeiten müssten, sei Konsens. Es gebe bereits eine Arbeitgruppe „Jugend in Arbeit“. Die Einführung einer Jugendberufsagentur könne ein Weg sein. MARTIN RANK