Neuer Stromversorger für Berlin: Gasag mobilisiert alle Energien

Berlins größter Gaslieferant steigt 2011 mit kleinen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen in Mietshäusern ins Stromgeschäft ein.

Nein, aus diesen Löchern kommt auch weiterhin Strom und kein Gas Bild: apn

Berlin wird schon bald einen Stromanbieter mehr haben: die Gasag. Mithilfe von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen will der Gaslieferant Mieter in Zukunft nicht nur mit Wärme, sondern auch mit Strom versorgen. Preislich will die Gasag den größten Stromanbieter in Berlin, Vattenfall, um 5 Prozent unterbieten, sagt Gasag-Sprecher Klaus Haschke. Vattenfall ist selbst zu rund einem Drittel an der Gasag beteiligt.

Dass sich die Gasag für den Strommarkt interessiert, kommt nicht von ungefähr. Sie hat beim Heizgas in Berlin zwar einen Marktanteil von 80 Prozent, aber die Bedeutung dieses Produkts ist im Schwinden begriffen. Die Klimaschutzmaßnahmen in den Häusern führen dazu, dass beim Heizen weniger Energie verbraucht wird. Und alternative Heizmethoden - zum Beispiel Pelletheizungen oder solarthermische Anlagen - entwickeln sich für den Gasanbieter allmählich zu einer echten Konkurrenz.

In Brandenburg verkauft die Gasag bereits Strom, in Berlin soll es Anfang kommenden Jahres so weit sein. Die Stromerzeugung soll in enger Kooperation mit Berliner Wohnungsbaugesellschaften erfolgen: In deren Mietshäusern sollen die Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen installiert werden. Ein Vorteil der Anlagen ist der verringerte Brennstoffbedarf. Zudem könnten in diesem Fall nicht nur die Hausbewohner selbst den im Keller produzierten Strom beziehen, sondern auch Anwohner in einem Umkreis von vier Kilometern.

Die Verhandlungen mit den Wohnungsbaugesellschaften über den Einbau von Kraft-Wärme Kopplungsanlagen würden zurzeit geführt, sagt Sprecher Haschke. Rund 1.000 solcher Anlagen seien geplant, 50 Millionen Euro will sich die Gasag das Unternehmen eigenen Angaben zufolge bis bis 2015 kosten lassen - in der Hoffnung, bis dahin 100.000 neue Stromkunden gewonnen zu haben. Auf die Frage, warum der Verbraucher bei den vielen Stromanbietern ausgerechnet auf Strom der Gasag umsteigen soll, sagt Haschke: "Das ist kein Strom aus einem anonymen Verbundnetz. Er wird vor Ort erzeugt unter Beimischung von einem kleinen Anteil erneuerbarer Energien." Genauer gesagt handele es sich um 10 Prozent Bioerdgas, das herkömmlichen Erdgas beigefügt wird.

Wenn das Projekt gut läuft, könne man auch Strom anbieten, der beispielsweise nur aus Biogas produziert werde, kündigt Gasag-Vorstandsmitglied Andreas Prohl in einem Interview an. Sonnenstrom sei eine weitere Option. In Mariendorf entstehe auf Betreiben der Gasag Berlins größte Fotovoltaik-Freiflächenanlage. Geplant ist laut Prohl ein Bürgerbeteiligungsmodell. "Jeder kann Anteile erwerben."

Der Umweltverband BUND zeigt sich über die Entscheidung der Gasag, in Zukunft Strom anzubieten, wenig überrascht. "Das ist naheliegend", sagt Andreas Jarfe, Geschäftsführer des BUND Berlin. Die Gasag verfüge in der Stadt über einen riesigen Kundenstamm und brauche ihre Infrastruktur nur zu nutzen, zumal Strom aus Blockheizkraftwerken ein Abfallprodukt sei. Trotzdem könne das Heizen mit fossilen Brennstoffen wie Gas nur eine Zwischenlösung sein, ist Jarfe überzeugt.

Die Zukunft liege in der Nutzung erneuerbarer Energien, sprich Wasser- Wind- und Sonnenkraft. Zudem könne der jetzige Energieverbrauch um ein Drittel gesenkt werden, wenn die Häuser besser gedämmt und die Menschen ihr Verhalten ändern würden. "Man muss die Heizung im Winter nicht so aufdrehen, dass man in der Wohnung im T-Shirt rumlaufen kann."

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