Kolumne Wortklauberei: Unter Kokainkonsumzeugen

Das Konzept stand schon, aber dann kamen 18 konkurrierende Witzschreiber. Die vorgesehene Kolumne zur Wikileaks-Problematik entfällt aus technischen Gründen.

Ich bin noch ganz wuschig. Gerade war ich dabei, wie Männer davon erzählt haben, wie sie an einem Abend vor Kurzem dabei waren, wie andere Männer Kokain genommen haben. Es war, wie zu erwarten, sehr lustig, aber auch total peinlich.

Also: wie die Männer Kokain genommen haben und die Folgen. Nicht das Zusammensitzen mit den Männern grad vorhin, die ja nur davon erzählt haben, wie andere Kokain genommen haben. Diese wiederum, die Männer, die Kokain genommen hatten an dem besagten Abend, waren sich vorgekommen wie die Könige der Welt, klar, es war wirklich ohne Worte.

Also: nicht in dem wortwörtlichen Sinn ohne Worte, weil die Männer, die das Kokain genommen hatten, natürlich völlig über Gebühr total peinliches Zeugs dahergequatscht haben. Aber es war schon auch sehr lustig. "Im wortwörtlichen Sinn ohne Worte", wie sich das anhört! Man könnte ja meinen, ich hätte auch Kokain genommen. Aber weit gefehlt.

Nur war das Kokain, das die Männer genommen hatten, von denen die anderen Männer vorhin erzählt haben, offenbar so potent, dass ich noch ganz wuschig bin. Oder vielleicht ist das Wuschigmachende auch der Umstand, dass ich momentan so ein dermaßen unrockiges Leben führe, dass ich mir beim Mittagessen erzählen lasse, wie es ist, wenn man dabei ist, wenn andere irgendwann mal Kokain genommen haben.

Nicht, dass ich selber schon groß Kokain genommen hätte, selbst in rockigeren Zeiten. Der eine von den Kokainkonsumzeugen meinte zwar, Kokain sei im Musikgeschäft ja auch wirklich omnipräsent, aber auch hier: Weit gefehlt. Zumindest in meinem Fall. Ich habe mir jahrelang das Musikgeschäft um die Ohren gehauen, oder zumindest Randbezirke davon. Aber Kokain war da nicht omnipräsent. Nicht einmal so normal präsent. Das wüsst ich. Oder eben vielleicht nicht, weils ja immer heißt: Wer richtig mitgetan hat, kann sich nicht erinnern. Insofern …? Nein, das führt jetzt zu weit.

Jedenfalls hat der eine der Männer, der nicht Kokainkonsumzeuge geworden war, weil er an dem Abend gar nicht dabei war, was er nicht sonderlich zu bedauern schien, am Ende vorgeschlagen, damit wir uns auf einen Termin für unser nächstes Treffen einigen könnten, werde er einen Dudel herumschicken.

Ich hab erst gemeint, er möchte jetzt auch noch mit irgendwelchen Drogenstorys anfangen, aber er hat erklärt, sein aim sei true, und ein Dudel, genauer: ein Doodle sei so ein Tool, mit dem man im Internet herausfinden könne, wann alle, die sich verabreden wollen, Zeit haben. Ich hielt dagegen, dieses Konzept eines Doodle müsse eine Totgeburt sein, weil ja heute überhaupt niemand mehr Zeit hat, egal wann. Er beharrte jedoch darauf, demnächst einen Doodle herumzuschicken.

Seien Sie mir nicht böse, ich wollte eigentlich eine hochaktuelle Witzkolumne zu der Wikileaks-Sache schreiben, Konzept stand schon, aber innerhalb von zwei Tagen, seit das raus ist, haben ca. 18 konkurrierende Witzschreiber schon ihre Witze gemacht. Wie schnell so was Weltbewegendes Schnee von gestern ist. Apropos Schnee: Hab ich ihnen das erzählt? Ich bin noch ganz wuschig …

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