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Archiv-Artikel

Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

So ist es jedes Jahr, zumindest seit 1996: Kaum sind die Silvesterreste von den Straßen gekehrt, fangen auch schon die Tanztage Berlin an. In den anderthalb Jahrzehnten seines Bestehens hat sich das jeweils erste Festival jeden Jahres zu einer der wichtigsten Plattformen für den internationalen Tanznachwuchs entwickelt. In diesem Jahr gibt es in den Sophiensælen insgesamt 21 Produktionen zu sehen, unter anderem aus Polen, Kroatien, Schweden, Frankreich und Deutschland. Darunter das Bach-basierte Solostück der schwedischen Tänzerin und Choreografin Rosalind Goldberg „Suites with Rosalind“ oder Stina Nybergs choreografische Erkundungen des Sprungs „A white Rythm Section“. Eröffnet werden die Tanztage am Sonntag mit der choreografischen Installation „Josephine Joseph“ von Julia Jadkowski, Marcel Schwald, Roswitha Emrich und Rico Schalück, die mithilfe analoger Technologie und Livechoreografie eine optische Täuschung schafft, nämlich einen männlichen und einen weiblichen Körper zu einem verschmelzen lässt.

 Noch allerdings ist das alte Jahr gar nicht zu Ende, stehen auch 2009 noch Premieren an. Im Theater an der Parkaue zum Beispiel, wo heute Abend Sascha Bunges Inszenierung des schwedischen Jugendstücks „Softgun“ von Mats Kjelbye Premiere hat. Es geht um den 22-jährigen Ed, der sich nur dann gut und lebendig fühlt, wenn er andere in Angst und Schrecken versetzt, Gewalt ausübt oder am eigenen Körper erlebt. Zwölf Jahre erzählt das Stück in siebzig Minuten. In wilden Zeitsprüngen und süffig-assoziativen Szenen wird ein Jugendlicher beschrieben und der Zuschauer dabei mit Fragen an diese Gesellschaft zurückgelassen, auf die es keine simplen Antworten gibt. Im vergangenen Jahr erhielt Kjelbye für sein packendes Stück den baden-württembergischen Jugendtheaterpreis.

■ Tanztage 2010: Sophiensæle, 3. bis 13. Januar

■ „Softgun“: Theater an der Parkaue, ab heute