Kolumne Habseligkeiten: Andere Länder, anderes Equipment

Denken Sie daran, bei Ihrem nächsten Auslandsaufenthalt nach exotischen Küchengeräten zu fahnden.

Neulich hatten wir Besuch aus Spanien. Vor dem Abendessen wusch ich Salat und wollte ihn gerade trocknen, als José mich verstört ansah: "Was ist das?", wollte er wissen und zeigte auf die große grüne Schleuder. "Ein Korb, den man ankurbeln kann", versuchte ich zu erklären. "Das Wasser fliegt seitlich raus und die Salatblätter werden knackig trocken." "Faszinierend!", erwiderte José zu meiner großen Verwunderung.

Konnte es wirklich sein, dass er diesen einfachen Artikel, den es hier sogar bei Ikea gibt, noch nie gesehen hatte? "So etwas benutzen wir nicht", behauptete er. Ich erinnerte mich plötzlich an die recht nassen Salate, die mir in Andalusien serviert wurden, zweifelte dennoch. Die Spanier hatten die Molekularküche erfunden, den Wischmob und den Geldautomaten. Wie konnte ein Volk, das so überaus praktisch veranlagt war, die Salatschleuder ignorieren? "Andere Länder", sagte José, wahrscheinlich der Darling seines Goethe-Instituts, "andere Sitten."

Nachts, als ich mich in meine komfortable deutsche Einzeldecke einkuschelte, dachte ich, dass andere Länder zwar andere Sitten haben könnten, vor allem aber hatten sie eins: anderes Equipment. Engländer sehen nichts Ungewöhnliches darin, sich zu zweit unter ein, zugegeben recht großes, Oberbett zu gesellen. Sie halten es auch für normal, etwas so Brandgefährliches wie eine elektrische Heizdecke ins Bett zu holen, Doppel- oder Dreifachverglasung hingegen betrachten sie als Geldschneiderei.

Als typisch für die Niederlande gelten komischerweise Fahrräder, die man jedoch in fast jedem Land dieser Welt findet. Was es nicht gibt, sind runde Vorratsdosen, mit einem Durchmesser, der genau auf die übliche Zwiebackgröße zugeschnitten wurde. Da diese Dosen zwischen Groningen und Maastricht selbst in schlecht sortierten Läden massenweise herumstehen, muss ich daraus schließen, dass in Holland mehr runder Zwieback als sonst irgendwo gegessen wird.

Mehrfach habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie Holländer eine Plastikwanne ins Spülbecken zwängten, in der sie ihren Abwasch erledigten. Die Frage nach dem "Warum?", man könne doch direkt mit der Spüle arbeiten, fanden alle befragten Niederländer so absurd, dass sie keine manierliche Antwort darauf gaben.

Ein in Europa gestrandeter Australier würde bei Karstadt wahnsinnig werden. Wo haben sie bloß den Rote-Bete-Container versteckt? Die Plastikbox, in der man zwar die Rote Bete in Flüssigkeit aufbewahren, sie aber ohne herausziehen kann? Es muss ihnen recht bizarr vorkommen, dass wir diesen Behälter nicht kennen, dafür aber mindestens drei verschiedene Arten von Wäscheständern. Inder schütteln über unsere Badezimmer den Kopf. Dort nämlich hat eine Dusche nicht unbedingt einen Duschkopf, sondern eher eine Plastikwanne, aus der man portionsweise das Wasser mit einem Messbecher entnimmt.

Wir jedenfalls müssen nun eine neue Salatschleuder kaufen, unsere steht jetzt in einer Küche in Malaga. Mir ist das nur recht, ich habe nämlich ein batteriebetriebenes Modell entdeckt. Das könnte mein Leben noch einfacher machen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.