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Neues Buch von Bascha Mika"Ich finde Rosa auch nicht schlecht"

Frauen sind feige, bequem und vermaust - das ist die These des neuen Buchs von Ex-taz-Chefredakteurin Bascha Mika. Jetzt hat sie es der Öffentlichkeit vorgestellt.

Ex-taz-Chefin Bascha Mika bei Vorstellung ihres neuen Buchs "Die Feigheit der Frauen" am Dienstag. Bild: Wolfgang Borrs

BERLIN taz | "In den nächsten Wochen werden sicher die Fetzen fliegen. Vielleicht auch schon heute Abend zwischen uns." Wer mit einem solchen Satz eine Buchpremiere anmoderiert, ist offensichtlich auf Krawall gebürstet. So kennt man Luzia Braun, ZDF-Moderation und "aspekte"-Frontfrau, eigentlich nicht. Aber man ahnt, was sie meint.

Das Buch, das sie Dienstagabend im Bildungs- und Kulturmonstrum Urania in Berlin vorstellt, trägt den Titel "Die Feigheit der Frauen". Geschrieben hat es Ex-taz-Chefredakteurin Bascha Mika. Mit ihr wird Luzia Braun zwei Stunden lang über Frauen, Kinder, Männer, Rollenbilder und Strukturen reden.

Mika hat eine steile These: Frauen sind feige, bequem und vermaust. Sie betrügen sich selbst und erliegen immer wieder uralten Rollenmustern.

Das ist interessant: Seit Jahren fällt eine Testosteronbastion nach der anderen, das Land wird von einer Frau regiert, gerade debattieren zwei CDU-Ministerinnen über die Quote, und Frauen können Kinder sogar bekommen, ohne jemals einen Mann anfassen zu müssen. Und dann sagt da eine Frau, die über zehn Jahre lang eine Zeitung führte, die in der Feminismusdebatte ganz vorn mitmischt, dass Frauen einfach nicht hinterherkommen. Dass sie zu doof und zu faul sind, um all ihre super Chancen richtig zu nutzen.

Mit dieser Behauptung tingelt Bascha Mika schon seit einigen Jahren durch die Republik, jetzt hat sie sie in über 200 Seiten gestopft. Es ist der erste öffentliche Abend für Mika und ihr neues Buch. Der erste Abend ist wichtig, er gibt einen Hinweis darauf, ob ein Buch ein Renner wird oder floppt. Und er ist eine Probebühne dafür, welche Textpassagen gut ankommen beim Publikum.

Der Urania-Saal ist gut gefüllt, das Publikum 50 plus und eher weiblich. Autorin und Moderatorin sitzen auf der Bühne in gebührendem Abstand. Beide sind derselbe Jahrgang (1954) und im chinesischen Jahr des Pferdes geboren, sagt Braun: "Wir sind oft nervig für die anderen."

Dann liest Mika von Eva, die sich für Mann, Hund und zwei Kinder aufgegeben hat, sich aber einredet, dass sie glücklich ist. Sie liest von 12-jährigen Mädchen, die von nichts anderem träumen, als sich mit aufgespritzten Lippen und Silikonbrüsten über die Laufstege der Welt zu modeln. Und von Müttern, die ihre Mädchen in rosarote Kleidchen, Kinderzimmer und Klavierstübchen packen.

Die Sätze fließen, sie schwingen und klingen, leicht und schwerelos. "Ist Eva der Prototyp der Frau?", fragt Luzia Braun. An ihrem Hals haben sich rote Flecken gebildet. Eva hat die Wahl, sagt Mika, aber sie nimmt ihre Chancen nicht wahr. Die ersten Frauen gehen.

Ist es nicht eher so, dass es Müttern nicht unbedingt leicht gemacht wird, nach einer Auszeit in den Beruf zurückzukehren, will Braun wissen. "Ich wäre nicht so dumm, die Strukturen zu leugnen", kontert Mika: "Aber was hat sich denn geändert, seit wir die Strukturen beklagen? Nichts." Frauen scheitern eben vor allem an sich selbst. "Können Sie mal ins Mikro sprechen", ruft eine Frau aus dem Saal. Jetzt gehen die ersten Männer.

Braun und Mika reden weiter, über Boygroups, den Neidfaktor, Hausarbeit und Kitas. Mika sagt, es gäbe so wenig Kita-Plätze, weil am Ende die Mutter sagt: "Okay, ich bleibe zu Hause." Und Mika sagt Sätze wie: "Ich finde Rosa auch nicht schlecht." Und: "Wir Frauen glauben immer noch, dass wir gefallen sollen über den Körper." Ihre Stimme klingt samtig und ruhig und ein wenig wie die eines Mädchens.

Eine junge Frau bedankt sich bei Mika: Da habe endlich mal eine den Mut gehabt, das aufzuschreiben, was sie selbst jeden Tag erlebe. Ein Mann, Mitte sechzig, steht auf: "Ich habe das Gefühl, wir reden über die Sechziger." Moderatorin Braun ist nicht zu beneiden. Ein anderer Mann fragt nach den Ostfrauen: "Die habe ich nicht so erlebt." Mika hat eine Antwort: "Im Osten sieht es tatsächlich ein bisschen anders aus. Aber das fällt nicht ins Gewicht, die sind halt nicht so viele."

Das Buch wird sicher ein großer Erfolg.

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14 Kommentare

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  • PM
    Penthesilea Müller

    Das ist ein dummer Artikel über ein kluges Buch.

     

    B.M.'s These lautet nicht, dass Frauen zu faul und doof, sondern vielmehr und immer noch Opfer psychoszialer Rollennormierung und -konditionierung sind. Dem ist nichts hinzuzufügen, man (frau) schaue sich einfach nur mal in Welt und Medienwelt um.

    Frauen, die hier argumentieren, Frau Mika solle erst einmal selber Mutter werden, um mitreden zu können, würden sich, mal abgesehen davon, dass sie auf Schönste das Klischee verkörpern, gegen das sie anzureden meinen, vermutlich auch vor einer Blinddarmoperation vergewissern, dass ihr Chirurg selbst keinen Blinddarm mehr hat.

     

    Wach werden, Mädels!

  • LH
    Lauretta Hickman

    Also den Artikel von Frau Schmollack finde ich völlig ok, ich schätze, so wird es gewesen sein. Ich kann Häme oder Nachtreten darin nicht erkennen.

     

    Frau Strubes Einwurf kann ich auch nicht ganz verstehen- denn genau Ihre Situation ist in dem Buch beschrieben- mehrfach und von allen Seiten beleuchtet. Das Buch ist nicht g e g e n Frauen, Im Gegenteil- für mich ist es eher ein Ausdruck von Liebe für Frauen und für weibliche Selbstbestimmtheit

    .. und es ist ein Angriff auf kulturelle Konditionierungen, die deswegen nach wie vor greifen können, weil es innere Kollaborateurinnen gibt, die sie aufrechterhalten. Bewusstheit ist der Schlüssel!

     

    Für mich hat das Buch eindeutig die Qualität eines guten Coaches... liebevoll, mitfühlend, präzise unerbittlich, schonungslos.

     

    Obwohl ich, ganz nach dem Motto "viel Feind, viel Ehr" an dem Ausmass der Angriffe erkennen kann, wieviel der Gender Agenda ich alleine durch mein Sein wohl zu dehnen scheine, hat mir das Buch dennoch zwei echt miese Tage beschert. Und ich bin absolut dankbar dafür. :). Der Konsequenz aus den Erkenntnissen bin ich tief verpflichter.

     

    Sollten Sie, liebe Bascha Mika, irgendwo in dieser Republik demnächst einen Workshop zum Thema anbieten- ich bin ganz sicher Ihre erste Teilnehmerin. Und bringe noch ein paar Weitere mit.

  • J
    Jan

    Ein sehr interessantea Buch. Der Widerspruch zeigt, das Frau Mika voll ins Schwarze getroffen hat. Ein Buch unter Garantie nicht nur für Frauen.

  • WS
    Wendula Strube

    Ich nehme an, Frau Mika ist selbst keine Mutter und kann überhaupt nicht beurteilen, was sie da eigentlich von sich lässt. Sie stellt anderen Frauen klar ein Bein, anstatt als Frau wenigstens anderen Frauen Mut zu machen und ihnen Stolz und Würde zurückzugeben. Ich selbst habe mich für drei Kinder entschieden, gab meine Karriere zunächst für die schönste und wichtigste Sache der Welt auf, in der Annahme, wenn ich dann wieder arbeiten möchte, die Kinder genug Wurzeln haben, dass der dazugehörige Mann mit anpackt. Das Gegenteil war der Fall und nun bin ich alleinerziehende Kauffrau in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft Mutter von drei Kindern, die niemand haben will, weil sie alleinerziehende Mutter von drei Kindern ist und "nur" 30 h arbeiten möchte. Liebe Frau Mika, was hinterlassen Sie eigentlich der Menschheit außer Worthülsen? Ich leiste einen viel größeren Teil für die Gesellschaft und werde inzwischen selbst von Feministinnen wie ihnen angefeindet, obwohl ich in Wahrheit viel Emanzipierter, Reifer, Näher an der Natur bin, als Sie jemals sein werden. Sie haben nichts zu hinterlassen, als dumpfe Gemeinheiten Frauen gegenüber, die ihre Natur leben. Sie sind schlimmer, als jeder Mann.

  • IS
    ina stachelhaus

    Ich habe selten einen so unglaublich undifferenzierten, unsachlichen, beleidigenden, kindischen Artikel gelesen, wie den von Frau Schmollack.

    Außerdem, wo lebt diese Dame eigentlich?

    Denn Frau Mika hat absolut recht.

    Es ist wohl nur nicht so wichtig.

    In der Frage der Gleichstellung der Frau, scheint- Merkel, Schröder-etc. sei Dank- ja alles auf dem besten Weg zu sein.

    Aber wir alle spielen Rollen und Frauen immer wieder gerne die: der bei aller Emanzipation doch "Frau" gebliebene. Dabei bleibt man doch nicht Frau, man ist doch eine Frau.

    Aber von den Vorgaben der Kosmetik, Mode und Starkult-Industrie kann sich wohl niemand so ganz frei machen.

     

    Wirklich ein Armutszeugnis, dieser Artikel.

    Auch für die ganze Taz-redaktion!

  • S
    SwENSkE

    Das Buch ist ganz offenbar so schlecht, wie der Artikel über die Vorstellung desselben erahnen lässt:

     

    http://arnehoffmann.blogspot.com/2011/02/bascha-mikas-die-feigheit-der-frauen.html

  • SB
    Susanne B.

    mein Tipp: Elf Jahre nur mit Männern zusammen zu arbeiten.

     

    Die Konzentration auf das eigene Ich erhöht den Handlungsbereich (sich z. B. weniger als Opfer zu fühlen), ist also eine wirklich gute Sache.

    "Ich habe Schuld"

     

    "Ja, das sehe ich auch so, du hast Schuld."

    Tja nur, dass die Pflege des Selbstwertes die Handlungsfähigkeit verbessert.

    Auch eine ganz gute Sache ist

     

    (...Und, anstatt sich und andere durch 'intensiver Nabelschau' nur den Selbstwert zu schwächen ...)

  • B2
    Bratpfanne 26

    Was geht denn hier schon wieder ab?

     

    Die Autorin dieses zweifelhaften Artikels tut nicht viel mehr, als Bascha Mika eins überzubraten.

    Das wird offenbar auch so erkannt und Meike nimmt's zum Anlass, Ines Pohl eins überzubraten.

     

    Und ich brate jetzt Meike eins über:

    Äußer dich doch bitte zum vorliegenden Artikel! Es geht hier nicht darum, wer die bessere Chefredakteurin ist und das Du die "Neue" offenbar nicht leiden kannst.

     

    Hier sollte wohl eher diskutiert werden, dass Frau Schmollack ihre Emotionen nicht im Griff hat und infolgedessen einen unsachlichen Mist zusammengeschmiert hat.

  • H
    he?

    hört sich an wie ein zweiter band von sarrazin...

  • P
    P.Haller

    VERMAUST !!

    Spitzenmässiges Wort. Muss ich mir unbedingt merken !

    Ich kenne einige, bei denen diese Beschreibung wie die Faust aufs Auge passt !

  • M
    Meike

    Eieiei. Sorry, aber kann es sein, dass die Autorin Bascha Mika einfach hasst? Meine Meinung: Die Taz mit Bascha Mika als Chefredakteurin war welten besser, als sie jetzt ist.

  • W
    Weiberwirtschaft

    jaklar, die ostfrauen sind natürlich die coooooolsten!

    frau schmollack muss natürlich wiede ihre eigene spezies als besonders ehrwürdige hervorheben!

     

    die ostfrauen - ein konstrukt, geschaffen vom real existierenden staatssozialismus der ddr.

    die ostfrauen haben ALLES gemacht (und zwar freiwillig!!!): kinder, küche, erwerbsarbeit. und sie haben schlechter verdient als männer. gibt es inzwischen zig untersuchungen drüber. die ostfrauen sind kokett, männersüchtig und -abhängig - also ganz normal. nur dass sie diese normalität vollkommen verleugnen.

  • H
    Holla

    Also ich verstehe diesen Artikel nicht!

     

    Fehlt mir der Intellekt oder der Verfasserin? Soll das eine verkürzte Kritik an der Moderne, an medialen Buchvorstellungen oder gar am Postfeminismus sein? Oder einfach nur eine selbstherrliche Buchkritik sui gerneris auf Kosten der Autorin oder geht es vielmehr um eine Szenenbeschreibung die kurz bevor es spannend wird keine Fortsetzung findet? Der Artikel ist wirklich miserabel und liest sich wie eine Strafarbeit und nicht wie eine kritische Schau auf die Autorin des Buches oder ihr Werk.

     

    Die Waldfee

  • PD
    Pfui Deibel

    Na, na, na Frau Schmollack.

    Was ist das denn?

    Ihr ganzer Artikel erscheint mir wie ein einziges Nachtreten gegenüber der ehemaligen taz-Chefredakteurin.

    Ihr Bericht wirkt unsachlich und geprägt von einer persönlichen emotionalen Abneigung gegen das Objekt Ihrer Berichterstattung.

     

    Mit dem, wofür die taz so gern stehen möchte - Qualitätsjournalismus - ist so ein Vorgehen wohl kaum vereinbar.

     

    Beschämend!