: Amazon für Betriebsräte offen
LEIHARBEIT Der Internet-Versandhandelskonzern kündigt weitere Konsequenzen wegen des Zeitarbeiterskandals an. Chef betroffen
HAMBURG afp | Der Internet-Versandhandelskonzern Amazon prüft angesichts der Kritik an den Arbeitsbedingungen für Leiharbeiter „weitere Konsequenzen“. Amazon habe die Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Sicherheitdienst und einem weiteren Dienstleister beendet, und das sei „nur der Anfang“ gewesen, sagte Amazon-Deutschland-Chef Ralf Kleber Spiegel Online am Donnerstag.
Dass ein Sicherheitsdienst Mitarbeiter bedränge, sei „nicht akzeptabel“, sagte er. „Die Fernsehbilder machen mich betroffen.“ Eine ARD-Fernsehreportage über die Arbeits- und Lebensbedingungen von Leiharbeitern am Amazon-Standort im hessischen Bad Hersfeld hatte gezeigt, wie Saisonarbeiter von privaten Sicherheitsleuten schikaniert wurden. Bei einer Sonderprüfung bei dem Zeitarbeitsunternehmen Trenkwalder wurden laut Bundesagentur für Arbeit zudem „Verstöße gegen das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz festgestellt“.
Kleber betonte gegenüber Spiegel Online, Leiharbeit sei keine gängige Praxis bei Amazon. Der Prozentsatz der Leiharbeiter sei „verschwindend gering“, aber dennoch notwendig, um das Saisongeschäft abzufedern. Aber: „Wir haben den Anspruch, die Leiharbeiter genauso zu behandeln und zu bezahlen wie unsere Stammbelegschaft.“
Der Amazon-Chef ermunterte die Beschäftigten, Betriebsräte mitzugründen. An zwei von acht Standorten gebe es diese Art der Mitbestimmung, an einem dritten Standort „formiert sich gerade“ ein Betriebsrat. Einen Tarifvertrag habe Amazon nicht abgeschlossen, weil es ein Unternehmen sei, das immer noch schnell wachse und daher mehr Flexibilität brauche.
Das am Mittwoch bekannt gewordene Verfahren des Bundeskartellamtes gegen Amazon ist dem Unternehmen laut Kleber „seit Längerem bekannt“. Es werde „endlich Klarheit in einer wichtigen Grundsatzfrage schaffen“. Die Wettbewerbshüter überprüfen die Klauseln von Amazon für Drittanbieter, die über die Onlineplattform Produkte verkaufen.