Preise und Flammen lodern empor

S-BAHN II: TEURERE TICKETS

4.411 Ausfälle, 6.698 Verspätungen

Im Fenster der S-Bahn-Waggons spiegeln sich die lodernden Flammen, meterhoch steigt dicker, schwarzer Rauch auf – Donnerstagabend an den Gleisen zwischen Ostkreuz und Nöldnerplatz, Kabelbrand bei der S-Bahn. Anders als von den vereisten Weichen und defekten Zügen, die sonst für Verspätungen und Ausfälle verantwortlich sind, kann sich diesmal jeder ein Bild vom Grund des Übels machen. Anwohner haben erst die Polizei verständigt, dann den Brand gefilmt und das Video ins Netz gestellt. Die Folgen des Feuers: Ersatzbusse, Pendelverkehr, Verspätungen bei der S-Bahn. Das Landeskriminalamt ermittelt, ob Brandstiftung im Spiel gewesen sein könnte.

Hat sich da ein Feuerteufel all seine Wut auf die marode S-Bahn von der Seele gezündelt? Wusste der gar schon von der neuesten Schreckensnachricht? Die drang etwa zeitgleich mit dem Ausbruch des Feuers an die Öffentlichkeit: S-Bahn und BVG wollen zum 1. Juli ihre Preise erhöhen: Ein Einzelfahrschein im Bereich AB soll 2,60 Euro statt 2,40 kosten, die Tageskarte 6,70 statt 6,50 Euro. Im Schnitt sollen die Preise um 2,8 Prozent steigen, vor allem wegen höherer Energie- und Personalkosten. Der Aufsichtsrat des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg, in dem Vertreter beider Länder und zahlreicher Städte und Landkreise sitzen, muss die Vorschläge noch genehmigen.

Sollte sich der Verdacht auf Brandstiftung bestätigen, brauchen sich die in der Zornesrede gegen die S-Bahn erprobten Mitglieder der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung keinerlei Sorgen zu machen, in Verdacht zu geraten: Man halte den grundsätzlichen Bedarf an Preiserhöhungen für nachvollziehbar, hieß es aus dem Hause von Senator Michael Müller (SPD).

Mehr Geld von den Fahrgästen, das würde bei der S-Bahn wohl ein wenig die Löcher stopfen, die ihr ein anderer hinterlassen hat: Das Land Berlin überwies im vergangenen Jahr 11,85 Millionen Euro weniger als vorgesehen – wegen all der kaputten Weichen und Waggons. Allein im Dezember gab es mehr als 4.400 Zugausfälle, ganze 60 davon witterungsbedingt, und 6.700 Zugverspätungen.

Eine Entschädigung für die Fahrgäste steht noch aus. Mal sehen, ob sie vor der Fahrpreiserhöhung kommt.

SEBASTIAN PUSCHNER