: Besser Shoppen für Allergiker
Gefährliche Stoffe ab heute auf Etiketten verzeichnet. Aber die Verordnung hat Löcher
MÜNCHEN taz ■ Ab heute soll das Einkaufen für Allergiker leichter werden. Die neue EU- Kennzeichnungsverordnung ist nun verpflichtend. Damit müssen Zutaten wie etwa Getreide, Nüsse oder Schwefel auf dem Etikett verpackter Ware auftauchen – und zwar auch dann, wenn sie nur in Spuren vorkommen.
Die neue Regelung gilt für zwölf Lebensmittel. Ein Allergiker erfährt nun beispielsweise, ob das Pflanzenöl in den Chips aus Erdnüssen stammt oder Laktose eingesetzt wurde. Anstatt „Lecithin“ muss auf einer Schokolade beispielsweise „Sojalecithin“ stehen.
Neu ist auch: Alle Zutaten müssen in ihren einzelnen Bestandteilen aufgelistet werden. Bislang galt das nur für solche, die mindestens 25 Prozent des Produktes ausmachten. Auf dem Waldfruchtjogurtbecher steht nun nicht mehr „Fruchtzubereitung“, sondern wie viel von welchen Früchten er enthält – und welche Konservierungsmittel, Stabilisatoren oder Aromen.
Verbraucherschützer begrüßen die neue Pflicht: „Für 90 Prozent der Allergiker bietet dies eine weitaus bessere Einkaufshilfe als bisher“, sagt Christoph Römer von der Verbraucherzentrale Berlin. Trotzdem moniert er, dass lose Ware beim Bäcker oder in der Kantine immer noch ohne diese Kennzeichnung verkauft werden darf.
Ein weiteres Problem: Es gibt eine unbefristete Übergangszeit. Lebensmittel, die vor dem heutigen Datum hergestellt wurden, brauchen keine Allergen-Kennzeichnung – ein Zugeständnis an die Industrie. Einige Lebensmittel haben eine Haltbarkeitszeit von drei und mehr Jahren.
Gänzlich ungelöst ist bislang, was mit „unbeabsichtigten Beimischungen“ geschehen soll. Verarbeitet ein Betrieb zum Beispiel Nüsse, können diese auch in nussfreien Produkten zu finden sein. Der Hersteller darf seine Produkte dann mit dem Hinweis „kann Spuren von Nüssen enthalten“ versehen. Damit minimiert er sein Haftungsrisiko. Für den Allergiker bedeutet das nur eine Einschränkung seiner Lebensmittelauswahl. Denn häufig enthalten solche Produkte gar keine allergenen Verunreinigungen, wie eine Studie des Veterinäruntersuchungsamtes Stuttgart kürzlich aufdeckte. Aber eben nicht immer.
Es gilt also immer noch: Sicher ist nur, beim Hersteller nachzufragen oder selbst zu kochen. KATHRIN BURGER