Chancengleichheit an Berliner Unis: Geld lässt Unis Frauen fördern

Die Geschlechtergerechtigkeit an den Berliner Hochschulen wächst. Trotzdem gilt das Prinzip "Mann im Chefsessel, Frau im Vorzimmer" auch weiterhin.

Mehr Männer? Oder mehr Frauen? Hörsaal an der Humboldt-Universität Berlin Bild: ap

Jede vierte ProfessorInnenstelle ist inzwischen von einer Frau besetzt. 2001 war es nur jede siebte. Diese Bilanz zogen am Mittwoch die zuständigen Senatoren für Frauen, Wissenschaft und Bildung. "Das Thema Gleichstellung hat es an den Hochschulen so leicht wie noch nie", sagt Andrea Blumtritt, Sprecherin der Landeskonferenz der Frauenbeauftragten. Aber mit einer Quote, so Blumtritt, ließe sich die positive Entwicklung noch beschleunigen.

Als das Berliner Chancengleichheitsprogramm (BCP) 2001 ins Leben gerufen wurde, gab es zwar genauso viele Studentinnen wie Studenten, bei den ProfessorInnen sah es aber aus wie in der freien Wirtschaft: je höher dotiert die Stelle, desto niedriger der Frauenanteil. Nach einem Jahrzehnt intensiver Förderung ist Berlin nun deutschlandweit Spitzenreiter. Geld erwies sich dabei als der beste Stimulus für die Frauenförderung.

So hat sich etwa die vorgezogene Nachfolgeprofessur als wirksames Instrument bewährt: Der Senat zahlt Geld für eine Doppelbesetzung, schon bevor Professoren in den Ruhestand gehen. Aber nur dann, wenn die Stelle in einem bislang männerlastigen Bereich mit einer Frau besetzt wird. "Das Spannende ist: Wenn wir nach geeigneten Frauen suchen, dann finden wir sie auch", sagt der Präsident der Humboldt-Universität, Jan-Hendrik Olbertz.

Auch bei Promotionsstellen, Lehraufträgen, Gastprofessuren und Juniorprofessuren gibt es zusätzliches Geld für die Besetzung mit Frauen. Das fruchtet vor allem bei den vergleichsweise gering bezahlten JuniorprofessorInnen: Mehr als die Hälfte von ihnen sind mittlerweile Frauen.

In den oberen Etagen der Hochschulen haben dagegen nach wie vor die Männer das Sagen. Unter den 29 FakultätsleiterInnen der drei großen Universitäten sind gerade mal sechs Frauen. Die Präsidenten sind alle männlich. "Aber der große Anteil an Juniorprofessorinnen wird zwangsläufig zu einem höheren Andrang auf die gut dotierten Professorenstellen und Präsidien führen", sagt HU-Präsident Olbertz.

Mit Quote gehts schneller

Das gehe zu langsam, sagt dagegen die Frauenbeauftragte Andrea Blumtritt. Mit einer Quote ließe sich das Tempo erhöhen. "In der EU geht es eindeutig in diese Richtung, und wir Berliner Frauenbeauftragten wären nicht traurig darüber", sagte Blumtritt der taz. Beim Senat fände sie dafür aktuell kein Mehrheit. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) setzt mehr auf Einsicht: "Mit Quoten schafft man keine Akzeptanz, und die ist das Wichtigste."

Um den tradierten Rollenbildern den Kampf anzusagen, werden mit Mitteln des BCP auch Institute, Projekte und Professuren zur Geschlechterforschung sowie Studiengänge wie der Frauenstudiengang Informatik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft finanziert.

Dass der Abschied von alten Klischees nichtsdestotrotz auch den Hochschulen schwerfällt, zeigt sich indes noch an anderer Stelle. Zwar hat sich HU-Präsident Olbertz ganz bewusst einen Sekretär gesucht - aber es ist gerade mal einer von sechs Männern unter den fast 300 SekretärInnen der Uni.

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