Erfolgreiches Referendum: Malteser reichen Scheidung ein

98 Prozent der Malteser sind katholisch, 53 Prozent stimmten für ein Scheidungsrecht. Bisher ist die Mittelmeerinsel Malta eines von weltweit zwei Ländern, in denen Scheidungen verboten sind.

Auch der Malta-Besuch von Papst Benedikt 2010 hat nichts gebracht: Im verflixten 7. Jahr seines Pontifikats stimmen seine maltesischen Schäfchen für die Scheidung. Bild: dpa

VALLETTA dpa | Historische Entscheidung auf Malta: Auch in dem streng katholischen Inselstaat sollen zerrüttete Ehen künftig geschieden werden können. Mit einer Mehrheit von etwa 53 Prozent votierten die Wähler des EU-Zwergstaates in einem Referendum für ein gesetzliches Scheidungsrecht. Premierminister Lawrence Gonzi bestätigte am Sonntag in Valletta den Sieg der Gegner des bisherigen Scheidungsverbotes.

Malta ist neben den Philippinen weltweit das einzige Land, das die Ehescheidung bisher noch verbietet. In allen anderen EU-Ländern gibt es gesetzliche Scheidungsregelungen. In einer erbitterten Kampagne hatten sich vor allem Vertreter der Kirche vehement gegen ein maltesisches Scheidungsrecht gestemmt.

Nach dem langen Schlagabtausch zwischen der katholischen Kirche und Befürwortern eines Scheidungsrechts hatten am Samstag 72 Prozent der Wahlberechtigten des 400.000-Einwohner-Staates abgestimmt. Das Referendum ist zwar nicht bindend, jedoch gehen Beobachter davon aus, dass das Parlament dem Votum der Malteser folgt. Umfragen vor dem Referendum hatten auf ein knapperes Ergebnis als das jetzt erreichte schließen lassen.

In Malta ist der Katholizismus Staatsreligion. Papst Benedikt XVI. hatte die Malteser bei seinem Besuch im vergangenen Jahr für ihre strikt konservative Haltung gelobt. Das Referendum kam dann trotz des Widerstands der Bischöfe und des Regierungschefs Gonzi zustande. Viele Malteser sehen darin mehr als die Scheidungsfrage – es geht auch darum, welche Rolle und welchen Einfluss die Kirche in der Gesellschaft haben soll. 98 Prozent der Malteser sind katholisch.

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