PR-Tour der Tea-Party-Ikone: Will Sarah Palin doch kandidieren?

Das Tea-Party-Girl hat eine PR-Tour durch die USA begonnen. Ob das der Auftakt zu einer Präsidentschaftskandidatur ist, hält sie offen – wie auch ihre politischen Ziele.

Auf großer Tour: Sarah Palin als Beifahrerin. Bild: reuters

WASHINGTON taz | Ray-Ban, Lederkluft und Harley-Helm machen aus jedem Tea-Party-Girl eine Rocker-Lady. Sarah Palin liebt solche Auftritte. Und deshalb schwang sich die ehemalige Anwärterin fürs Amt des Vizepräsidenten auf den Bock: Sie nutzte die Kulisse des "Rolling Thunder", der traditionellen Bikerparade zum US-Volkstrauertag, als Kickstart für eine Ostküstentournee, die viele Fragezeichen aufwirft. Palins rollender Donner heizt Spekulationen über ihre Kandidatur im nächsten Wahlkampf an.

Reden durfte sie nicht. Zumindest nicht offiziell. "Oh, wie ich diesen Abgasgeruch liebe", quietschte Palin ausgelassen, bevor sie sich winkend auf den Sozius einer Harley schwang. Dass ihr in der Politik der Beifahrersitz im Gegensatz zu 2008 diesmal nicht genug wäre, ist klar. Ob sie denn kandidieren werde, rief ihr ein Mann aus der Menge zu. "Weiß noch nicht!", kreischte die coole Braut. Und rauschte ab.

Vom Chopper ging es vergleichsweise bürgerlich weiter. Palin ließ einen Bus in den Landesfarben streichen und mit Auszügen aus der US-Verfassung versehen, um Mann und Kinder durch den aufgeklärten, demokratischen Nordosten der USA zu kutschieren. Unterwegs will sie noch ein paar historische Stätten ab- und dazu möglichst viel in eigener Sache klappern.

Mit Fanfaren kündigte Palin die Tour auf ihrer Webseite an. Damit stellte sie schon mal ihren Parteifreund Tim Pawlenty in den Schatten. Als der dröge Ex- Gouverneur von Minnesota letzte Woche seine Kandidatur erklärte, erregte er damit nicht halb so viel Aufsehen wie Palin mit ihren Reiseplänen. Die 47-Jährige wird auf Schritt und Tritt beobachtet. Sei es, weil sie sich ein 1,7-Millionen-Dollar-Haus in Arizona kauft - ihre Wahlzentrale? -, sei es, weil sie ehemalige Berater in ihr Team zurückholt. In den Augen vieler macht Palin Stroh zu Gold: Sie schreibt Bücher ohne Inhalt, die zum Bestseller werden. Zuschauer des rechten Hetzsenders Fox News lieben ihre unsägliche TV-Show. Im nächsten Monat soll dann ein ganzer Film über ihr Leben anlaufen - im Kartoffelstaat Iowa, wo im Februar die Vorwahlen beginnen.

"Sie ist sicherlich ein bedeutender Faktor, und ich weiß, dass sie sehr konkurrenzbewusst ist", sagte Ex-Präsidentschaftskandidat John McCain. Wohin die Reise gehen soll, hat Palin selbst ihrem alten Kumpel nicht verraten. Braucht sie auch nicht, meint George W. Bushs alter Stratege Karl Rove "Ich denke nicht, dass Regeln für sie gelten. Sie braucht keine traditionelle Präsidentschaftskampagne." Ähnlich sieht es die Demokratin Donna Brazil, die einst Al Gore im Wahlkampf half: "Ich denke, sie wird kandidieren. Sie sieht große Chancen."

Die derzeitige Herrenriege macht Palin das nicht schwer. "Eine Gruppe langweiliger Typen" nennt die Politikexpertin Elaine Kamarck von der Universität Harvard die Truppe, die gegen Präsident Obama antreten will. Mit Ach und Krach haben die Republikaner sie zusammengekratzt. Nachdem TV-Moderator Mick Huckabee und Immobilienmogul Donald Trump abgesprungen sind, müssen die Hoffnungen der Konservativen sich derzeit vor allem auf drei verteilen: Pawlenty, Newt Gingrich und Jon Huntsman.

Pawlenty gilt vielen zwar als korrekt, doch zu fade. Der Ex-Widersacher von Bill Clinton, Gingrich, hingegen zu bullig mit Hang zu Frauengeschichten. Das kommt in Vorwahlen ebenso wenig an wie eine Religion, mit der viele US-Amerikaner Vielweiberei und allerlei Obskures verbinden: Mormonentum. Huntsman, der Ex-Gouverneur von Utah ist und Obama als Botschafter in China gedient hat, gilt zwar als ausgesprochen kluger und diplomatischer Kopf. Doch er ist Mormone - genau wie sein Parteifreund Mitt Romney.

Romney will offenbar noch in dieser Woche seine Kandidatur verkünden. Doch es gibt noch ein paar Hürden. Als Gouverneur von Massachusetts hatte der beliebte Geschäftsmann als Erster in den USA eine Pflicht-Krankenversicherung eingeführt. Das verzeihen ihm die Republikaner nicht, deren wichtigstes Vorhaben es ist, Obamas Gesundheitsreform den Garaus zu machen.

Nichtsdestotrotz: Eine Gallup-Umfrage sah Palin und Romney im Kandidatenrennen der Konservativen am Montag weit vorn. Auch viele Demokraten hoffen, dass Palin ihren Hut in den Ring wirft: Das wäre, glauben sie, der Garant für Obamas Sieg.

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