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Dass Minderjährige nicht nur Opfer sondern auch Täter sexueller Gewalt sind, das wird auch weiterhin nicht thematisiert werden.
Das überfordert nämlich all die - oh ja, ich nenne sie jetzt bewusst diffamierend so - Gutmenschen, die sich über sexuelle Gewalt ganz besonders gerne öffentlich erregen nämlich mindestens genau so sehr wie diejenigen, die sexuellen Missbrauch gleich ganz verdrängen müssen, weil er zu schrecklich ist, weil nicht die eigenen Verwandte/Freunde/Kollegen/Nachbarn die Täter sein dürfen, weil die Familie heil sein muss und die Kinder dort glücklich zu sein habenund dergleichen mehr.
Es überfordert die Gutmenschen, weil hier keine klare Täter-Opfer-, Gut-Böse-, Schwarz-Weiß-Dichotomie mehr greift.
Das kriegen die nie auf die Reihe, nicht ohne noch ein paar Jahrzehnte Aufklärung und Emanzipation. Eine Welt, nur voller Grautöne:
raffen die nicht.
Opfer sein schützt nicht vor Arschlochsein:
das raffen die nicht.
Wenn der Bund kaum Schulden aufnimmt, investiert er nicht genug in Klimaschutz, Arbeitsplätze und Soziales. Darunter leiden die Generationen von morgen.
Kommentar Studie sexueller Missbrauch: Neuer Umgang mit sexueller Gewalt
Wenn es um sexuellen Missbrauch geht, ist es weiter nötig, genau hinzuschauen, was in Heimen passiert. Mehr Kontrolle und Fortbildung für Lehrer sind überfällig.
Die Gesellschaft schaut gern weg. Gut anderthalb Jahre nach Beginn der großen Debatte über Kindesmissbrauch nicht nur, aber vor allem in der katholischen Kirche, sind viele des Themas müde. Zu eklig und zu aussichtslos schienen die Berichte der einst missbrauchten Kinder und Jugendlichen, die es oft erst nach Jahrzehnten schafften, über die Verbrechen zu sprechen, die ihre Seelen geschädigt haben. Da blieb als schwacher Trost zumindest für Außenstehende nur die Hoffnung, dass die Lage heute nicht mehr so schlimm sein dürfte.
Diese Hoffnung aber ist mit der neuen Studie des Deutschen Jugendinstituts zerstoben. Nicht nur in den Schulen, sondern vor allem in den Heimen gibt es schockierend häufig den Verdacht, dass es sexuellen Missbrauch bei den Heimkindern untereinander gegeben haben könnte. Auch wenn die Zahlen nicht leicht zu interpretieren sind, drängt sich der Eindruck auf, dass sich diese Verbrechen gerade in den Institutionen häufen, in denen Kindern und Jugendlichen aufgrund ihrer belastenden Lebensgeschichte besonderer Schutz gewährt werden müsste.
Den meisten Erzieherinnen und Erziehern in diesen Heimen ist da nicht sofort ein Vorwurf zu machen, denn häufig scheinen die Kinder und Jugendlichen ja nur zu perpetuieren, was sie in ihren oft zerrütteten Familien selbst erlitten haben. Und natürlich sind die Heime heute in der Regel nicht mehr die Prügelanstalten, die sie in den fünfziger und sechziger Jahren oft waren - und in denen die sexuelle Gewalt "nur" eine von vielen Gewalterfahrungen darstellte.
Dennoch ist es weiterhin nötig, genau hinzuschauen, was in diesen Heimen auch heute noch passiert. Die Fachleute mögen beurteilen, ob Heime überhaupt noch ein adäquates Mittel sind, um Kindern und Jugendlichen auf ihrem Lebensweg zu helfen - und ziemlich wahrscheinlich ist, dass dies ein Glaubenskrieg ist, der noch Jahrzehnte andauern dürfte. Eines aber ist in jedem Fall klar: Die Studie des Deutschen Jugendinstituts fordert mehr Kontrolle und Fortbildung für Lehrer. Das ist überfällig, damit keine Schule und kein Heim mehr für Kinder und Jugendliche zu einer Falle werden kann.
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Kommentar von
Philipp Gessler
Autor*in