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Unerledigte Einheit

Die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika 2010 soll auf ganz Afrika ausstrahlen, Investoren und Touristen im südlichen Afrika insgesamt anlocken. Aber die Fassade der Einheit verbirgt wachsende Divergenzen. Die Länder des südlichen Afrika sind sich uneins über Freihandel zwischen ihrer Region und der EU. Und auch in anderen Ländern nimmt die Verwirrung beim Freihandel zu, weil Europa gegenüber Afrika weiterhin die alte römische Imperialstrategie „Teile und herrsche“ anwendet.

Schon vor der WM in Südafrika findet im Januar in Angola der Afrika-Cup CAN statt. Dieses straff geführte ehemalige Bürgerkriegsland, heute in einem gigantischen Ölboom, steckt mitten in einem riesigen Wiederaufbauprogramm. Wenn ein erfolgreicher Verlauf der WM in Südafrika positiv auf Afrika ausstrahlen soll, könnten negative Begleiterscheinungen bei der CAN in Angola sich negativ auf den Kontinent auswirken. Und sei es nur, dass Fußballfans nicht einreisen dürfen, weil man sie für illegale Einwanderer aus Westafrika hält.

Freier Waren- und Personenverkehr in Afrika ist noch ein ferner Traum. Das wird auch Thema sein, wenn im Laufe des Jahres 17 afrikanische Länder, von Senegal bis Somalia, den 50. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit feiern. Es wird der Zeitpunkt für eine Bilanz sein, aber die wird nicht einfach und vor allem nicht einheitlich ausfallen. Manche Länder stecken tief in der Krise, andere haben eine reale, wenn auch unperfekte Demokratie aufgebaut. Auch die ökonomische Entwicklung ist ungleich, vor allem weil der Aufbau panafrikanischer Verkehrswege nicht vorankommt. Afrika im Jahr 2010 bleibt ein Grenzkontinent, wo alles erst noch zu tun ist.

FRANÇOIS MISSER ist taz-Afrika-Autor in Brüssel

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