Neu im finnischen Parlament: Minister in roten Turnschuhen

Paavo Arhinmäki ist nicht unbedingt das, was man sich unter einem Politiker vorstellt. Jung und unkonventionell. Früher hat er Wände mit Graffiti besprüht.

Paavo Arhinmäki (2.v.l.) ist seit Juni 2011 im finnischen Kabinett Kultur- und Sportminister. Bild: dpa

Das Endspiel der Frauenfußball-WM sah Finnlands neuer Kultusminister vor Ort. Und lobte den Topfußball, den er dort gesehen habe. Eine Oper hat Paavo Arhinmäki dagegen noch nie gesehen. "Obwohl ich Theaterfan bin." Zur Eröffnung der letzten Parlamentsperiode war zwar für alle Abgeordneten eine Opernaufführung angesetzt, doch der 34-Jährige konnte nicht: "Da musste ich zum Match Finnland gegen Aserbaidschan."

Als Vorsitzender der finnischen Linken war ein Ministerposten für ihn mit Regierungsbeteiligung seiner Partei in der Sechsparteienkoalition, die Finnland seit einigen Wochen regiert, selbstverständlich. Das Kultusministeramt kam überraschend. Und führte zu bissigen Medienkommentaren. In seiner Jugend war der Anhänger des HipHop Sprayer. In Helsinki dürfte es noch einige Tags von ihm geben. Bei einer Antiglobalisierungsdemo 2006 wurde Arhinmäki wegen Widerstands gegen die Polizei verhaftet - aber mangels Beweisen nie verurteilt.

Die finnische Piratenpartei hält der ehemalige Staatswissenschaftsstudent für eine "seriöse Konkurrenz" zur Linkspartei. Ein offenes Internet mit freiem Filesharing liegt ihm am Herzen. Ein Konflikt mit der Regierungspolitik ist programmiert: Sie verspricht ein härteres Vorgehen gegen Internetpiraterie.

"Minister mit Mütze und Turnschuhen" - gern roten - nennt sich Arhinmäki selbst. Für sein Amtszimmer hat er Bilder der Graffitikünstler Egs und NUG ausgesucht. Und auch sonst will er versuchen Zeichen zu setzen. In Finnland fließen 70 Prozent der staatlichen Kulturgelder in große Institutionen wie kommunale Orchester, Theater, Museen. Da würde der neue Minister gerne etwas umsteuern: "Mehr Geld für freischaffende Künstlergruppen und neue Projekte." Und natürlich kommt es dem Fußballfan, der zu den Koalitionsverhandlungen schon mal im Trikot des FC Barcelona auftauchte, gelegen, dass seinem Ministeramt auch die Verantwortung für den Sport gehört.

Arhinmäki, mit 23 Jahren im Stadtrat, mit 29 erstmals ins Parlament gewählt, ist ein populärer Politiker. Bei den letzten Parlamentswahlen erhielt kein Kandidat in Helsinki mehr persönliche Stimmen.

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