: Feministin wird Institutschefin
Erstmals rückt eine Feministin an die Spitze des Deutschen Instituts für Menschenrechte (DIMR). Beate Rudolf wird ab Jahresbeginn Direktorin des staatlich finanzierten, aber unabhängigen Instituts. Die 45-Jährige war seit 2003 Juniorprofessorin für öffentliches Recht und Gleichstellungsrecht an der FU Berlin. Ihre Spezialität ist das Völkerrecht.
Als Frauenrechtlerin hat Rudolf ein universelles Verständnis der Menschenrechte. „Von kulturellen Besonderheiten sprechen meist Männer und Angehörige der jeweils regierenden Eliten“, betont Rudolf, „sie versuchen so, ihre Macht zu sichern und die Rechtlosen rechtlos zu halten“.
Rudolfs wissenschaftliches Hauptwerk befasst sich mit den Berichten der UN-Menschenrechtskommission. Neben der Wissenschaft engagierte sie sich im Deutschen Juristinnenbund und in dessen europäischem Dachverband EWLA, dessen Vizepräsidentin sie ist und bleiben will.
Als Direktorin des Berliner Instituts will sie die menschenrechtlichen Bindungen deutscher Soldaten im Auslandseinsatz erforschen. „Diese Bindungen enden ja nicht deshalb, weil sich die Soldaten nicht mehr auf deutschem Boden befinden“, sagte Rudolf der taz. Auch soziale Menschenrechte liegen ihr am Herzen. Sie will sich „für soziale Inklusion“ einsetzen und drückt sich dabei bewusst positiv aus. Andere nennen das „Kampf gegen soziale Ausgrenzung“.
Das Deutsche Institut für Menschenrechte wurde auf einstimmigen Beschluss des Bundestags 2001 gegründet und hat derzeit 36 Mitarbeiter. Schwerpunkte waren zuletzt Folterprävention, Behindertenrechte und Kritik am deutschen Asylrecht. Die neue Direktorin folgt Heiner Bielefeldt, der einen Lehrstuhl für Menschenrechtspolitik an der Uni Erlangen übernimmt. Beate Rudolf ist Tochter von Manfred Rudolf, dem langjährigen Justiziar der Deutschen Lufthansa. Zu Hause wurde früh über Rechts- und Menschenrechtsfragen diskutiert.
Etwas aus dem sonst eher linken Rahmen fällt ihr Engagement für ostdeutsche Grundbesitzer, die von den Sowjets 1945 bis 1949 enteignet wurden. Sie vertrat diese (erfolglos) beim Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg. CHRISTIAN RATH