: Hertha holt ein Unentschieden heraus
Mit 2:2 haben es die Berliner den Kickern von Borussia Mönchengladbach gezeigt. Es scheint wieder bergauf zu gehen
Jürgen Klinsmann kennt die heilsame Wirkung von Schlüsselspielen. Der Bundestrainer wollte jüngst ein gutes Spiel der DFB-Elf gegen Frankreich sehen – und er bekam es. Hertha BSC hatte gestern einen ähnlich lautenden Auftrag. Die Mannschaft sollte kess spielen, damit der Volkszorn bei der für heute anberaumten Jahreshauptversammlung nicht hochkocht. Hertha hat Schulden. Wie sehr sie den Verein drücken, darüber gehen die Ansichten auseinander. Heute sollen konkrete Zahlen vorgelegt werden. Das Defizit bewegt sich weit im achtstelligen Bereich, liegt zwischen 30 und 35 Millionen Euro.
Das Zahlenspiel im Bundesligaspiel der Berliner gegen Borussia Mönchengladbach war übersichtlicher; es reichten einstellige, ganze Zahlen, um die Sachlage – ein Unentschieden – zu vermelden. Hertha BSC spielte am Sonntagabend vor 20.000 Zuschauern im Olympiastadion gegen Mönchengladbach 2:2 (0:2) – womit das Ziel erreicht wurde, den blau-weißen Fan milde zu stimmen. Nach dem Spiel ist vor der Jaheshauptverhandlung. Trainer Falko Götz hatte eine offensive Aufstellung gewählt. In der Abwehr agierte eine Dreierkette, vorn waren zwei Stürmer aufgeboten. Marko Pantelic war wieder mit von der Partie. „Die Mannschaft will zeigen, dass sie es anders kann“, hatte Hertha-Trainer Falko Götz gefordert.
Das Paradoxe an diesem Spiel war, dass Hertha BSC das Gebot des Coachs befolgte, Borussia einschnürte und bedrängte, präzise kombinierte, jedoch vor dem Tor allzu oft versagte. Der Auftritt stand im Gegensatz zu den letzten Leistungen, als eine 0:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund zu verbuchen war und am vergangenen Donnerstag ein graues 0:0-Unentschieden gegen Lens im Uefa-Pokal. In den Folgetagen waren die Nullen pleite. Mutlos wollten sie nicht auch noch sein, weswegen die Elf Herthas ambitioniert begann.
Doch bei den Zuschauern stellte sich früh Ernüchterung ein; Borussia ging schon in der sechsten Spielminute in Führung. Oliver Neuville bediente den Brasilianer Kahé, der mit dem Innenrist verwandelte. Auch der zweite Konter der Gladbacher saß. Hassan El Fakiri kam in der zwölften Minute frei zum Schuss, Torwart Christian Fiedler ließ prallen, der Ball sprang vom Knie Arne Friedrichs über die Linie: Eigentor, 0:2.
Hertha BSC schüttelte sich kurz und begann einen Sturmlauf, erarbeitete sich Chance um Chance. Eine Hand voll bester Möglichkeiten vergaben Yildiray Bastürk, Marcelinho, Pantelic. Nach 45 Minuten lautete die Torschussstatistik 17:3 für die Berliner. Und weiter ging’s nach der Pause. Das muntere Chancenversieben setzte sich fort. Borussia vereidigte, weil ihnen gar nichts anderes übrig blieb – zu überlegen spielte Hertha. Bastürk (68.) traf zum Anschluss, den Ausgleich erzielte Niko Kovac (75.) per Kopf. Die Wende war geschafft. Gut für die Hauptversammlung. MARKUS VÖLKER