: berliner szenen Billy Idol war da
Schnute mit Dynamik
Zu einem gelungenen Auftritt gehört auch Fangekreische, selbst wenn eher Peinliches geboten wird. William Michael Albert Broad, besser bekannt als Billy Idol, lieferte Samstagabend in der Arena so manche Lachnummer ab. Wenn der fast 50-jährige Punkrocker etwa zum Vorspiel seines Megahits „Rebell Yell“ einen T-Shirt-Strip hinlegte und auch sonst wenig Gelegenheiten ausließ, seinen durchtrainierten Astralbody in Szene zu setzen.
Mit Charme und durchschimmernder Selbstironie hielt Idol jedoch das Bild des Hyperselbstverliebten in Grenzen, und das musikalische Rahmenprogramm tat sein Übriges. Höhepunkte waren dabei weitere Klassiker wie „White Wedding“, „Sweet Sixteen“ oder „Eyes without a Face“. Wie zu besten Zeiten in den 80er-Jahren harmonierte Idol mit Gitarrist Steve Stevens. Beide ließen die Dynamik und Energie von vor zwei Jahrzehnten aufblitzen.
Idols Abstieg begann mit dem Stevens’ Ausstieg Ende der 80er, gefolgt von Drogenproblemen, Prügeleien und einem fast tödlichen Motorradunfall. Doch Stehaufmännchen Idol holte vor rund acht Jahren den begnadeten Gitarristen zurück, servierte mit ihm eine Best-of-Collection sowie den aktuellen Tonträger „The Devil’s Playground“. Der gibt Anlass zur Hoffnung, nachdem die zuvor ohne Stevens entstandenen Songs überwiegend Material für die Mülltonne waren.
Nichts für Mülltonnen waren am Samstag die von der fünfköpfigen Band signierten Pappteller, die Idol dutzendweise ins Volk feuerte. Der Mann findet sein Publikum, egal ob Jung, Alt, Punker, Grufti, Bürohengst oder Normalo – Schnute, Stinkefinger und knallblond gefärbtes Haar Marke Idol ist eben für alle da. Die schätzungsweise 4.000 Fans werden wiederkommen. MARKUS VOGT