Auslosung der EM-Gruppen: "Die Dynamit-Gruppe"

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wurde in die schwerste Gruppe bei der EM in Polen und der Ukraine gelost. Gegner sind die Niederländer, Portugiesen und Dänen.

Schon wieder die Niederlande? Thomas Müller und Manuel Neuer. Bild: dpa

KIEW dpa | Reisestress und schwere Gegner: Für Joachim Löws junge Titeljäger wird die EM-Mission schon in der Vorrunde zur Schwerstarbeit. Losfee Marco van Basten bescherte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Auslosung am Freitag in Kiew sein Heimatland Niederlande, Dänemark und Portugal als Gegner in der Gruppe B beim Turnier im Sommer 2012 in Polen und der Ukraine.

"Ich glaube, dass es wahrscheinlich die stärkste Gruppe ist, die interessanteste und auch die ausgeglichenste. Wir können uns auf interessante Duelle freuen", sagte Bundestrainer Löw. Bange machen gilt für den DFB-Chefcoach ohnehin nicht: "Ich habe hier keine Angst. Vor dem Turnier wird viel diskutiert und gesprochen. Am Ende weiß man ganz genau, dass nur derjenige den Titel gewinnen kann, der die beste Form hat", betonte Löw.

Der EM-Startschuss für den Weg zum ersehnten ersten Titel seit 1996 fällt für Kapitän Philipp Lahm und Co. am 9. Juni (20.45 Uhr) in Lwiw mit einem echten Härtetest gegen Portugal. Vier Tage später kommt es in Charkow (20.45 Uhr) zum Klassiker gegen den Erzrivalen Niederlande, bevor am 17. Juni (20.45 Uhr) gegen Dänemark mit der dritten Fernreise innerhalb von acht Tagen in die Ukraine die Vorrunde abgeschlossen wird.

Die Gegner reagierten zerknirscht auf das Los: "Ich habe alle Trainer unserer Gruppe gesehen, ich habe dabei keinen fröhlichen gesehen. Alle sind sich einig, dass das die schwerste Gruppe ist", sagte Hollands Bert van Marwijk. Portugals Torwart Rui Patricio gab sich kämpferisch: "Das ist eine sehr komplizierte Gruppe. Aber wir müssen auf unsere Qualitäten setzen." Und Dänemarks Coach Morten Olsen sagte lapidar: "Das ist eine Dynamit-Gruppe."

Pompös lila dekorierte Bühne

Sichtlich angespannt verfolgte Löw - elegant gekleidet in dunklem Anzug und blauem Hemd - in der vierten Reihe des Kunstpalasts Ukraina die Zeremonie auf seinem türkisfarbenen Polsterstuhl und kaute immer wieder an seinem Stift. Neben ihm Oliver Bierhoff und Hansi Flick. Auf der pompös in lila dekorierten Bühne wurden die EM-Fakten geschaffen. Und die konnten dem DFB-Trio nicht gefallen.

Nicht nur führte das Los in die schwerste EM-Gruppe mit Duellen gegen Superstars wie Portugals Cristiano Ronaldo oder die Holländer Arjen Robben, Wesley Sneijder. Zudem stehen für die Deutschen drei kräftezehrende Reisen aus dem Quartier an der polnischen Ostseeküste in die mehrere Flugstunden entfernten ukrainischen Spielorte Lwiw und Charkow an.

Der Weg zum Finale am 1. Juli in Kiew könnte nach einer erfolgreich überstandenen Vorrunde immerhin leichtere Hürden aufweisen. Im Viertelfinale hieße der Gegner Co-Gastgeber Polen, Griechenland, Russland oder Tschechien, die die leichteste Gruppe A bilden. Das Eröffnungsspiel am 8. Juni bestreiten Polen und 2004-Champion Griechenland in Warschau.

Ein Duell mit dem großen Rivalen Spanien ist für Deutschland erst im Halbfinale möglich. Werden beide Topteams Gruppenerster wäre der Welt- und Europameister sogar erst im Endspiel potenzieller Kontrahent. Lohn für den Gruppensieg wären kürzere Reisen in Viertel- und Halbfinale nach Danzig und Warschau. Der Titelverteidiger Spanien hat es in der ebenfalls attraktiven Gruppe C mit Italien, Irland und Kroatien zu tun. Die Gruppe D bilden Co-Gastgeber Ukraine, Schweden, Frankreich und England.

Dänemark bereitet Deutschland Probleme

Das Auftakttrio weckt für das Löw-Team derzeit durchaus positive Erinnerungen. Die Niederlande wurde erst vor gut zwei Wochen in Hamburg beim 3:0 spielend leicht in die Schranken gewiesen. Portugal wurde sowohl bei der WM 2006 (3:1) als auch im EM-Viertelfinale 2008 (3:2) bezwungen. Ausgerechnet der vermeintlich leichteste Gegner Dänemark bereitete Deutschland bei großen Turnieren traditionell Probleme - zuletzt bei der EM-Finalniederlage 1992 in Schweden (0:2).

189 Tage vor dem Eröffnungsspiel bekam die DFB-Auswahl schon Lob von allen Seiten. Vicente del Bosque bezeichnete sie als "gestandene Mannschaft". "Als Sportler wollen sie es uns bestimmt zeigen", sagte der Trainer Spaniens. Auch UEFA-Präsident Michel Platini hat höchsten Respekt. "Deutschland hat eine tolle junge Mannschaft beisammen - eine Generation für die Zukunft", sagte der Franzose.

Spätestens am 4. Juni wird der deutsche EM-Tross in sein Luxus-Quartier Dwór Oliwski zwischen den Toren Danzigs und des Seebads Sopot einziehen. Fünf Tage vor dem ersten Turnierspiel verlangt die Europäische Fußball-Union UEFA die Ankunft aller EM-Teilnehmer.

Wenige Stunden vor der Auslosung hatte der DFB verkündet, dass die Generalprobe zwischen dem 1. und 5. Juni in Leipzig stattfinden wird. Zuvor steht auch noch ein Auswärts-Testländerspiel - vermutlich während des Trainingslagers in Südfrankreich (19. - 31. Mai) - an. Dort will Löw seinem Kader die EM-Reife einverleiben. Während der Bundesliga-Saison ist nur noch ein Testspiel gegen Frankreich am 29. Februar in Bremen terminiert.

Schon am Samstag will sich Löw mit den Gruppengegnern zusammensetzen, um organisatorische Details zu klären. Mit seinem Stab wird sich der Chefcoach dann intensiv auf die Suche nach den letzten beiden Testgegnern machen, die der Spielphilosophie des starken EM-Gegnertrios möglichst ähneln soll. "Wir müssen mit Selbstvertrauen ins Turnier gehen. Es ist natürlich schwer. Vielleicht ist es gut, dass die Euphorie ein bisschen gedrückt wird", sagte Teammanager Oliver Bierhoff nach der Auslosung.

Gruppe A: Polen, Griechenland, Russland, Tschechien

Gruppe B: Niederlande, Dänemark, Deutschland, Portugal

Gruppe C: Spanien, Italien, Irland, Kroatien

Gruppe D: Ukraine, Schweden, Frankreich, England

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