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Archiv-Artikel

Teil des Berliner Louvres ist fertig

Nach dem mehrjährigen Umbau sind nun die Pforten des Bodemuseums für Kunstbeflissene wieder geöffnet. In der Kunstbasilika sind die Skulpturensammlung und byzantinische Kunst zu bewundern

Wie der Bug eines Tankers ragt die Barockfassade mit der markanten Kuppel über das Spree-Ufer empor. An der Nordspitze der Berliner Museumsinsel bildet das Bodemuseum das glanzvolle Schlusseck jener „Freistätte für Kunst und Wissenschaft“, wie Kaiser Friedrich Wilhelm IV. das Ensemble einst taufte. Heute gehört dieses Ensemble mit seinen fünf Häusern zum Unesco-Weltkulturerbe. Gestern wurde das Bodemuseum nach mehrjähriger Sanierung mit einer symbolischen Schlüsselübergabe wieder eröffnet. Mit von der Partie waren der neue Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). Damit kommt die Wiederherstellung der Museumsinsel einen großen Schritt voran.

Eingeschlossen im Dreieck von S-Bahn-Linie, Spree und Kupfergraben wird das Museum auf 8.000 Quadratmetern die Skulpturensammlung und byzantinische Kunst beherbergen. Bereits vor zwei Jahren hat das Münzkabinett hier Quartier bezogen. Wilhelm Bode, nach dem das einstige Kaiser-Friedrich-Museum 1956 umbenannt wurde, entwickelte ein Ausstellungskonzept, das den Zugang zur Kunst mit den Repräsentationsbedürfnissen der Zeit verband.

Geradezu verschwenderisch mutet die Innenausstattung an, mit der das von 1897 bis 1904 nach Plänen Ernst von Ihnes gebaute Haus wieder bestückt wurde. Die Zentralachse im Stil einer florentinischen Basilika mit ihrem Intarsienboden erinnert an die Prachtbauten der Renaissance. Im Treppenhaus steht ein goldüberzogenes Reiterstandbild des Großen Kurfürsten von Andreas Schlüter.

Hinter all dem Pomp brodelt ein kulturpolitischer Streit. Denn das Bodemuseum soll in Zukunft auch Teile der Sammlung aus der Gemäldegalerie beherbergen, die heute im Kulturforum am Potsdamer Platz ausgestellt wird. Über den Umzug der alten Meister vom Westen in die Mitte der Stadt tobt seit Jahren zwischen Befürwortern und Gegnern ein heftiger Streit.

Peter-Klaus Schuster, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, findet den kurz vor dem Mauerfall eröffneten Betonbau der Stararchitekten Hilmer und Sattler ungeeignet für die alten Meister. Viele Berlin-Besucher lassen die Gemäldegalerie mit ihren Rembrandts und Canalettos links liegen, obwohl sie nur wenige hundert Meter vom belebten Potsdamer Platz entfernt ist. Schuster wünscht sich, dass die Sammlung an ihren historischen Ort umzieht. Die Neuordnung der Berliner Museen sieht vor, dass in Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie und in der Gemäldegalerie die Kunst des späten 19. Jahrhunderts und die Moderne ihren Platz finden.

Doch das Bodemuseum bietet nicht für alle Schätze genügend Raum. Auf einem ehemaligen Kasernengelände nahe dem Museum soll irgendwann ein Neubau entstehen, der Platz für eine neue Galerie bieten könnte. Doch bei geschätzten Kosten von 300 Millionen Euro wird auf dem Areal in absehbarer Zeit nichts passieren.

Absolute Priorität hat für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz der Um- und Ausbau der Museumsinsel, der über eine Milliarde Euro kosten wird. Der Louvre Berlins soll in 20 Jahren komplett erneuert sein. Dann eröffnet sich zwischen Altem Museum am Lustgarten und Bodemuseum ein einmaliger Rundgang durch 5.000 Jahre Kulturgeschichte. Esteban Engel, dpa