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Fussball-BundesligaZäh und robust das Tor sauber gehalten

Hannover 96 bleibt zuhause weiter ungeschlagen: Auch Bayer Leverkusen holt nur ein 0:0 heraus. Um wieder mal zu siegen, müssten die zunehmend erschöpften Niedersachsen personell aufstocken.

Schmerzfrei: Hannovers Emanuel Pogatetz (mit Verband), hier gegen den Leverkusener Stefan Kießling. Bild: reuters

HAMBURG taz| Die riesige Beule an der linken Stirn von Simon Rolfes sah wirklich furchterregend aus. Aber sie wirkte auch wie ein Beleg dafür, warum offenbar nicht mal ein europäisches Spitzenteam wie Bayer Leverkusen in diesem Stadion gewinnen kann. Hannover 96 hat die Hinrunde in der laufenden Bundesliga-Saison hinter sich gebracht, ohne ein einziges Heimspiel verloren zu haben.

"96 ist ein starker Gegner, hier haben schon ganz andere verloren", sagte Bayer-Stürmer Stefan Kießling nach dem 0:0 vor 44.800 Zuschauern voller Respekt. Hinter ihm verließ da gerade Mannschaftskollege Rolfes den Umkleidebereich, um die Stirn einen dicken Verband.

Die Leverkusener hatten sich die Zähne an einer Gastgebermannschaft ausgebissen, der in den vergangenen Wochen vielleicht ein wenig die Leichtigkeit abhanden gekommen ist. "Man muss zäh und robust sein", sagt Mirko Slomka, wenn er erklären soll, wie Hannover 96 sich auf Dauer mit der Doppelbelastung zwischen Bundesliga und Europa League arrangieren sollte.

Bis aufs Blut

Als besonderes Beispiel für Stetigkeit und Einsatzfreude durfte sich am Samstagabend vor allem Emanuel Pogatetz feiern lassen: Der robuste Verteidiger, der dem Kollegen Rolfes das körperliche Andenken bei einem Kopfballduell in der 37. Minute beschert hatte, stand danach mit einer klaffenden Platzwunde weiter seinen sprichwörtlichen Mann.

Noch während des Spiels wurde Pogatetz mit vier Stichen genäht. Danach bekam er noch einen turbanähnlichen Verband verpasst. Während der österreichische Nationalspieler also schmerzfrei einen Kopfball nach dem anderen wagen konnte, blieb Leverkusens Rolfes in der Halbzeitpause lieber gleich ganz in der Kabine.

Vielleicht ist nicht mehr alles schön und voller Tempo, was Hannover 96 im Liga-Alltag zu bieten hat. Da beißt sich eine Mannschaft, die angesichts der hohen körperlichen Belastung die Winterpause herbeisehnt, weiter durch. "Mäkeln auf hohem Niveau" nennt der umsichtige Geschäftsführer und Manager Jörg Schmadtke kritische Töne angesichts siegloser Wochen.

Frische Spieler gesucht

Nach dem erfolgreichen Überstehen der Gruppenphase in der Europa League sucht die Mannschaft sich auch in der Bundesliga weiterzuentwickeln. Dafür ist frisches Personal nötig, im Gespräch sind hochbezahlte Stürmer wie Patrick Helmes und Srdjan Lakic, die beim VfL Wolfsburg nicht mehr erwünscht sind oder nicht genügend Erfolg haben. "Ich arbeite die Namen alle ab. Aber Helmes und Lakic sind Spieler, die wir eigentlich nicht bezahlen können", versichert Schmadtke.

Er wird sich zunächst damit begnügen müssen, aktuelle Leistungsträger weiter an sich zu binden. Angreifer Jan Schlaudraff, noch vor einem Jahr kaum mehr erwünscht, durfte nun schelmisch grinsend verraten, dass er seinen Vertrag vorzeitig um drei weitere Jahre bis 2015 verlängert hat. Als nächste Stammspieler sollen Manuel Schmiedebach und Christian Pander verlängern. Während sich Trainer Slomka also durch die Liga kämpft, schafft Schmadtke Grundlagen für eine erfolgreiche Zukunft.

Zum Held des Samstagabends und einer starken Hinrunde insgesamt wurde am Samstagabend eindeutig Emanuel Pogatetz gekürt. Es ist das Robuste und Schmerzfreie an seinen Auftritten, das die Fans von Hannover 96 begeistert. Gerade mal vier Minuten lang war er nach seinem schmerzhaften Tête-à-tête mit Rolfes in der Umkleidekabine verschwunden gewesen. Als der 28-Jährige genäht zurückkehrte, bekam er schmerzlindernden Applaus.

Gegner lernen dazu

Typen wie dieser kompromisslose Innenverteidiger oder auch Sergio Pinto, respektloser Abräumer vor der Abwehr, bilden die Basis für schöne Kombinationen und schnelle Konter. Dass 96 die überfallartigen Angriffe nicht mehr so souverän abschließt wie noch in der vergangenen Saison, zeigt einerseits, dass sich die Konkurrenz auf die Spielweise der Slomka-Elf eingestellt hat.

Aber den Verantwortlichen dürfte auch etwas anderes klar sein: Soll Hannover 96 nicht auf der Stelle treten, sollte man das Geld aus der Europa League vor allem in einen kreativen Mittelfeldspieler und einen Stürmer investieren.

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