Bildungsaufstieg in Deutschland schwierig: Kinder haften für ihre Eltern

Wer nicht aus einem akademischen Haushalt stammt, landet selten an der Uni. Im EU-Ausland haben Kinder aus bildungs-fernen Kreisen bessere Chancen, sagt der Eurostudent-Report.

In diesem Hörsaal sitzen nur Studenten aus bildungsfernen Familien. Bild: dpa

BERLIN dpa | Nur zwei Prozent der Studenten in Deutschland kommen aus Elternhäusern mit niedrigem Bildungshintergrund. Dagegen haben mehr als zwei Drittel der Studierenden einen Vater oder eine Mutter mit akademischem Abschluss. Dies zeigt die jetzt vorgelegte deutsche Analyse des vierten Eurostudent-Reports durch das Hochschulinformationssystem (HIS) in Hannover.

Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern fällt demnach der Weg in die Hochschule besonders schwer. Im Vergleich von 25 europäischen Staaten bildet die Bundesrepublik in Sachen sozialer Bildungsförderung das Schlusslicht - zusammen mit Kroatien, Polen, Lettland und der Slowakei. Einen niedrigen Bildungshintergrund hat nach den Kriterien der internationalen Studie jemand, der nur über den Hauptschulabschluss verfügt oder ein Berufsvorbereitungsjahr absolviert hat.

Von den Eurostudent-Staaten schaffen es dagegen Portugal und die Türkei am besten, Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern an die Hochschulen zu bringen. In beiden Ländern macht ihr Anteil mit 45 Prozent fast die Hälfte der Studenten aus. Umgekehrt zählt Deutschland zu den Staaten, in denen es nahezu als selbstverständlich gilt, dass Kinder aus akademischen Elternhäusern selbst wiederum den Weg ins Studium finden.

Deutschland und Schweden bilden die Ausnahme

Insgesamt haben 69 Prozent der Studierenden Eltern mit Hochschulabschluss. Lediglich in Dänemark ist mit 79 Prozent dieser Anteil der Studierenden noch höher. Akademikerkinder gehen in fast allen untersuchten Staaten deutlich häufiger für eine Studienphase ins Ausland als jene aus bildungsfernen Elternhäusern. Besonders ausgeprägt ist dies beispielsweise in Dänemark, Spanien oder Italien.

Doch Deutschland und Schweden stellen hier eine Ausnahme dar: Die Beteiligung der beiden Gruppen am Auslandsstudium unterscheidet sich nur geringfügig. Deutsche Studierende mit Bafög-Anspruch können ihre Förderung vom ersten Semester an mit ins europäische Ausland nehmen. Auch Schweden verfügt wie die anderen nordischen Staaten über eine funktionierende Förderung.

In Deutschland gibt es jedoch eine relativ große Gruppe von Studierenden aus Familien mit mittlerem Bildungshintergrund (fast 30 Prozent), die deutlich seltener für Studienphasen ins Ausland gehen als ihre Kommilitonen mit akademisch ausgebildeten Eltern. Nach den Gründen befragt, führen deutsche Studierende neben finanziellen Problemen vor allem die Sorge vor Zeitverlust und vor fehlender Anerkennung der im Ausland erbrachten Studienleistungen an.

Beide Hürden werden allerdings von Studierenden aus Elternhäusern mit niedrigem Bildungshintergrund höher eingeschätzt als von Akademikerkindern. Für den Eurostudent-Report wurden mehr als 200 000 Studierende in 25 Ländern befragt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.