Syrischer Bürgerjournalist getötet: Mit der Kamera gegen Soldaten

Bei der Offensive in Homs kam einer der wichtigsten syrischen Bürgerjournalisten ums Leben. Internationale Medien übernahmen Fotos und Videos von Mazhar Tayyara.

In dem Youtube Video wird die Beerdigung von Mazhar Tayyara gezeigt. Bild: screenshot youtube

BEIRUT taz | Niemand kannte bislang seinen Namen, doch seine Bilder haben sich überall auf der Welt verbreitet. "Omar Astalavista" war einer der gesichtslosen Aktivisten in Syrien, die die Berichterstattung über die Revolte am Laufen halten. Sie alle setzen ihr Leben aufs Spiel, um ans Licht zu bringen, was derzeit in ihren Städten geschieht.

Daher kann "Omar Astalavistas" Identität erst jetzt preisgegeben werden, wo er tot ist: Mazhar Tayyara, 23 Jahre alt, ein Student im Fach Bauingenieurwesen, starb während der Militäroffensive in seiner Stadt Homs. Der Bürgerjournalist und demokratische Aktivist war einer von rund 200 Menschen, die in der Nacht zu Samstag umkamen.

"Die Leute hier in Homs haben das Gefühl, dass sie gerade Geschichte schreiben", sagte er in einem Telefonat Ende Januar. "Ich denke, es ist nur noch eine Frage von Tagen, bis Homs eine freie Stadt ist." Und jetzt sind //www.youtube.com/watch?v=-wC9jL84Vvo:auf YouTube Videos seiner Beerdigung zu sehen: Eine Menschenmenge trägt den leblosen, in ein weißes Tuch gehüllten Körper eines jungen Mannes mit blassem Gesicht durch die Straßen.

Die Angaben über die genauen Umstände seines Todes sind widersprüchlich: Sein Haus sei von Mörsern getroffen worden sagen die einen. Andere Quellen berichten, die Aktivisten hätten einem westlichen Fernsehsender Videomaterial über die Offensive angeboten. Ohne die Antwort abzuwarten, sei Tayyara mit seiner Kamera losgezogen.

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Der 23-Jährige lebte im westlichen Viertel Inshaat; die Offensive konzentrierte sich auf den Vorort Chalidija im Norden. "Ich habe noch mit ihm telefoniert, ehe er aufbrach", sagt der Aktivist Mohammed. "Er ist in Chalidija von einer Panzergranate getötet worden."

Welche Version stimmt, lässt sich nicht prüfen. Denn nach wie vor dürfen nahezu keine Journalisten nach Syrien einreisen. Möglich, dass die Aktivisten die Geschichte dramatisieren, um seinem Tod einen Sinn zu geben. Anderseits würde es gut zu Mazhar Tayyara passen, wenn er tatsächlich mit seiner Kamera im Bombenhagel unterwegs war.

Riskant und gefährlich

"Er hat sehr große Risiken auf sich genommen, um seine Bilder zu machen", sagt Will Davies vom globalen Kampagnennetzwerk Avaaz. "Er ist oft durch die Stadt gelaufen, während ringsum Scharfschützen auf den Dächern standen."

Zudem habe er als einziger Aktivist in der Gegend Aufnahmen in hoher Qualität geliefert, keine verwackelte Handyclips. Deswegen verwendeten mehrere internationale Medien seine Fotos und Videos. Unermüdlich beantwortete er über Skype die Fragen von Journalisten.

Auch die taz hat seine Aussagen mehrfach in Beiträgen über die Proteste in Homs verwendet. Wenn sich Reporter in seine Stadt einschmuggeln ließen, führte sie in den belagerten Vororten herum. "Er war ein Held", sagt ein ortsansässiger Aktivist. "Ich versuche dem Beispiel gerecht zu werden, das er gegeben hat."

Damit zeigt Mazher Tayyaras Geschichte deutlich auf, welchen Gefahren sich die Aktivisten aussetzen, um Informationen aus ihrem Land zugänglich zu machen. Sein Schicksal steht beispielhaft für die Stärke, aber auch für die Schwäche der Protestbewegung: Das Regime hat ihn mit allen Repressionen nicht daran hindern können, Bilder und Berichte aus Homs an die Öffentlichkeit weiterzuleiten. Doch letztlich hatte der Student den Waffen des Militärs nichts entgegenzusetzen.

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