KATRIN GÄNSLER ÜBER DIE TÖTUNG VON ISLAMISTENFÜHRERN IN MALI
: Drohende Radikalisierung

Das hört sich doch nach einem tollen Erfolg an: Mit Mokhtar Belmokhtar und Abu Zeid sollen in Mali gleich zwei Terroristenführer getötet worden sein, die in der ganzen Region für Angst und Schrecken gesorgt haben. Endlich scheint sich etwas im Kampf gegen Terrorismus in West- und Nordafrika zu tun.

Denn bisher, so haben Beobachter oft berichtet, hat man die Terroristen und Islamisten, die den Norden Malis erobert hatten, meist laufen lassen. Die französische Armee verscheuchte sie seit Beginn der Militäroffensive am 11. Januar zwar aus den großen Städten des Nordens. Doch wohin sie tatsächlich abzogen, kümmerte offenbar wenig. Geschaffen hat man damit eine tickende Zeitbombe, denn in Luft aufgelöst haben sich die Radikalen ganz sicher nicht.

Unlängst drohte beispielsweise die Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika mit Anschlägen in der Hauptstadt Bamako sowie in den Nachbarländern Burkina Faso und Niger. Das zeigt, was viele lange vermutet hatten: Der ganzen Region könnte ein Guerillakrieg bevorstehen. Daher ist es wichtig, radikale Gruppierungen nicht bloß zu vertreiben.

Trotzdem dämmt die Tötung von Belmokhtar und Zeid die Terrorgefahr nicht automatisch ein, im Gegenteil. Es dürfte klar sein, dass sich deren Anhänger nicht von diesen kurzzeitigen Erfolgen der Armee – in diesem Fall der tschadischen – abschrecken lassen. Außerdem verfügen die Terrorgruppen über einen scheinbar unerschöpflichen Vorrat an Waffen, Munition und Geld. Letztendlich sollte unter den Dschihadisten auch eine Nachfolgeregelung längst geklärt sein.

Eine Führungs- und Ratlosigkeit dieser Gruppen ist daher nicht zu erwarten. Stattdessen könnten sie jetzt aus Wut und Rache weitere große Gegenanschläge vorbereiten und damit noch unberechenbarer werden.

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