Vormerken : Der komplex organisierte musikalische Abwechslungsreichtum von John Zorn geht sogar ohne John Zorn
Das ist jetzt auch eine musikhistorisch höchst interessante Angelegenheit, wenn am morgigen Donnerstag im Hau 2 „Cobra“ und andere „Game Pieces“ von John Zorn intoniert werden. Und zwar in Abwesenheit von John Zorn, dem New Yorker Radikal-Jazzer. Denn damit nähert man sich entschieden der Aufführungspraxis der so genannten Ernsten Musik, die für Beethoven auch keineswegs einen Beethoven im Beisein braucht. Wobei man jetzt aber doch wissen muss, dass dieses Game Piece „Cobra“ gar nicht auf einer notierten Partitur beruht, sondern nach von John Zorn bestimmten Regeln gespielt wird. Ein in Instrumentierung und Anzahl der Musiker variables Ensemble erhält dabei mit Hilfe von hochgehaltenen Karten Anweisungen, die von den Musikern spontan interpretiert werden müssen oder eben auch nicht, weil die sozialen Beziehungen in so einem improvisierenden Gruppenprozess in ständigem Umbruch sind und das musikalische Material selbst allein in der Hand der Ausführenden liegt. Alles entscheidet sich im Augenblick. So braucht man für John Zorn auch keinen John Zorn, um John Zorn dennoch gerecht zu werden. Es spielen Tony Buck, Leonid Soybelman, Jason Forrest und viele Berliner Impromusiker mehr. TM