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Rekord bei StudienanfängernCampus statt Kaserne

Noch nie haben so viele Menschen angefangen zu studieren wie im vergangenen Jahr. Weil die Wehrplicht ausgesetzt wurde, fanden sich besonders viele Männer unter den Studienanfängern.

Alle wollen in der Aula dabei sein. Bild: dapd

WIESBADEN dpa | Der Run auf die Hochschulen hat sich verschärft: In Deutschland haben noch nie so viele junge Leute mit einem Studium begonnen wie im Studienjahr 2011. Die Zahl der Anfänger stieg innerhalb eines Jahres überdurchschnittlich stark um 16,2 Prozent auf rund 516.900, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Damit erreichte auch die Zahl aller Studierenden im Wintersemester 2011/12 einen neuen Rekord von rund 2,38 Millionen. Das waren noch einmal etwa 160.000 mehr als ein Jahr zuvor. Seit dem Studienjahr 2006 haben sich Jahr für Jahr durchschnittlich 8,5 Prozent mehr junge Leute eingeschrieben.

Die doppelten Abiturjahrgänge in Bayern und Niedersachsen in Folge der Umstellung auf die achtjährige Gymnasialzeit sowie die Aussetzung der Wehrpflicht und des Zivildienstes nennen die Fachleute als Ursache für den ausgesprochen starken Anstieg 2011. Dies führte auch zu einem besonders hohen Plus bei den männlichen Studienanfängern: 276.100 junge Männer haben an einer Universität oder Hochschule zu studieren begonnen, 23,0 Prozent mehr als im Vorjahr. Zugleich immatrikulierten sich rund 240.800 junge Frauen (plus 9,4 Prozent).

Besonders gefragt waren bei den Studienanfängern Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Für diese Fächer haben sich den vorläufigen Zahlen zufolge fast 168.400 Abiturienten entschieden. Die Ingenieurwissenschaften verzeichneten den stärksten Zuwachs, um 24,0 Prozent auf 115.800. Aber auch die Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften war bei den angehenden Akademikern deutlich beliebter als im Vorjahr.

Rund 90.700 Erstimmatrikulationen wurden gezählt – 21,1 Prozent mehr als im Studienjahr 2010. Für ein Studium der Humanmedizin oder Gesundheitswissenschaften haben sich 22.100 Studenten entschieden, 12,3 Prozent mehr. Die Sprach- und Kulturwissenschaften registrierten den geringsten Zuwachs (10,7 Prozent), wurden aber dennoch noch immer von 85.300 Studienanfängern gewählt.

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3 Kommentare

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  • FE
    Frau Edith Müller

    Unis sind überflüssig. Wozu ausbilden? Wir können uns die Fachkräfte doch aus dem Ausland holen. Das spart noch mal richtig Geld. Und wenn es Leute aus Schwellenländern sind, dann können wir die - zumindest eine Zeit- für `nen Appel und `nen Ei malochen lassen. So ein Mediziner für- wie unlängst beschlossen- 3.300,- Brutto, das ist doch was. Mensch die können froh sein, das es keine Zloty sind!

  • M
    moritz

    Das es mehr werden war doch klar. Doch der Artikel bleibt ziemlich nichts sagend. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sind oft das genaue Gegenteil und das BWL ein Studium ist, naja.

     

    Wo bleiben Forderungen nach gerechterem Studiensystem, einer kompletten Gebührenfreiheit, elternunabhänigem Bafög oder fahrscheinlosem Nahverkehr. Darauf könnten sich die Studierenden die nächsten Jahre ausrichten, wenns schon mehr sind ;)

  • DH
    Der Heinz

    wenn man sieht, was die jungen leute so studieren, kann einem für die zukunft nur angst und bange werden. dann ist schluss mit dem "land der dichter und denker" und es wird das "land der kalten technokraten". schlimm zu sehen, dass der konforme nachwuchs genau das macht, was die wirtschaft gefordert hat, aber das macht sie ja generell, wenn man sich die konsumopfer so ansieht.

    andererseits hat man natürlich nur mit einem abgeschlosssenen studium noch eine gewisse chance, in deutschland überhaupt noch von seiner arbeit leben zu können. dienstleistung und handwerk driften bekanntermaßen immer mehr in richtung niedriglohnsektor ab.

    ich frage mich, wer in zukunft die romane schreibt, unsere alten und kranken pflegt und uns in der kneipe das essen serviert.